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Paket stoppen wegen Betrugs

Foto eines ausländischen Postautos (Belgien)

Es kommt immer wieder zu Betrugsfällen mit ausländischen Käufern, die Waren bei eBay kaufen - aber nicht bezahlen. Auch vorsichtige Verkäufer sind bereits auf diese Masche reingefallen. Vielleicht auch Sie, weil Sie diesen Ratgeber lesen.

  • Gehen Sie zur Polizei und erstatten Anzeige (Beweismittel mitnehmen, z.B. Ausdruck der eBay-Auktion, evtl. stornierte Paypal-Zahlung, Lieferanschrift des Pakets, etc.)
  • Bitten Sie die deutsche Polizei, mit der Polizei im Wohnort des Paketempfängers Kontakt aufzunehmen. Vielleicht kann das Paket dort abgefangen werden.
  • Pakete innerhalb Deutschlands können bei DHL über die digitale Annahmeverweigerung gestoppt werden. Für Pakete anderer Paketdienste rufen Sie bitte deren Kundenservice an.
  • DHL-Pakete ins Ausland können von DHL Deutschland nicht gestoppt werden. Wenden Sie sich an die Postgesellschaft im Land des Empfängers.

Inhaltsverzeichnis

  1. Betrugsmasche 1: Verkauf wird nach Paketversand storniert
  2. Betrugsmasche 2: Treuhandkonto
  3. Betrugsmasche 3: Soldat im Ausland schickt Paket
  4. Betrugsmasche 4: 100 Euro Bankgebühren
  5. Pakete stoppen
  6. Mein Betrugspaket wurde bereits exportiert
  7. Rechtliche Aspekte
  8. Praxiserfahrung: DHL-Paket nach England stoppen


Betrugsmasche 1: Verkauf wird nach Paketversand storniert

Es beginnt damit, dass man als Verkäufer ein Angebot bei eBay oder eBay-Kleinanzeigen einstellt. Der Käufer sitzt im Ausland (häufig England oder Italien). Die Kaufabwicklung verläuft zunächst problemlos. Der Käufer überweist den Endbetrag zügig mit Paypal. Daraufhin bringt der Verkäufer das Paket zur Post und verschickt die Ware ins Ausland. Der Verkäufer hat sich zuvor sogar das Bewertungsprofil des Verkäufers angesehen, und damit war alles in Ordnung.

Einige Tage später dann die böse Überraschung: Paypal meldet sich beim Verkäufer und teilt mit, dass das Konto des Käufers wegen Betrugsverdachts gesperrt wurde. Die Transaktion wurde rückgängig gemacht. Dem Verkäufer wird der überwiesene Kaufpreis wieder zurückgebucht. Das Paket mit der Ware ist aber schon unterwegs und kann häufig nicht mehr gestoppt werden.

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Betrugsmasche 2: Treuhandkonto

Auch dieser Betrug beginnt oft auf Kleinanzeigenportalen oder in Facebook-Verkaufsgruppen. Das spätere Betrugsopfer bietet dort etwas zum Verkauf an und wird per Direktnachricht von einem Interessenten kontaktiert. Der Interessant möchte das Produkt kaufen, kann es aber nicht beim Verkäufer abholen.

Der Interessant sagt, dass er einen Paketdienst damit beauftragen wird, die Ware beim Verkäufer abzuholen. Der Verkäufer solle 100 Euro für eine Versicherung an den Paketdienst überweisen. Dieses Geld werde vom Paketdienst auf einem Treuhandkonto verwahrt. Und nach Durchführung des Transports würde der Verkäufer die 100 Euro vom Paketdienst zurückerhalten.

Das ist alles gelogen, denn Paketdienste bieten keine Treuhand-Konten an. Grundsätzlich muss immer der Absender das Porto + Versicherung bezahlen. Dass der Empfänger eine Zahlung an den Paketdienst leistet, kommt so gut wie nie vor. Eine Ausnahme sind Nicht-EU-Pakete mit Zoll / Einfuhrabgaben. Das sind jedoch staatliche Abgaben, die auf keinem Treuhandkonto landen und im Nachhinein auch nicht erstattet werden.

Die Treuhand-Betrugsmasche gibt es auch abgewandelt: Ein Interessent kontaktiert einen Kleinanzeigen-Verkäufer. Der Käufer möchte das Geld erst überweisen, nachdem die Ware verschickt wurde und nachdem er die Paketnummer erhalten hat. Solange werde das Geld angeblich auf einem Treuhandkonto geparkt, und die Bank gibt das Geld nach dem Paketversand frei. – Auch das ist eine Finte. Paketdienste arbeiten nicht mit Banken zusammen, um Geldbeträge nach Durchführung eines Transports freizugeben.

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Betrugsmasche 3: Soldat im Ausland schickt Paket

Ein angeblicher Soldat im Auslandseinsatz erschleicht sich das Vertrauen einer Person in Deutschland und bittet um eine Überweisung, weil sein superwichtiges Paket angeblich beim Zoll festhängt oder bei einem erfundenen Paketdienst (mit erfundener Website).

Der Betrug ist u.a. daran erkennbar, dass Soldaten nicht die normale Post nutzen, sondern die militärische Feldpost. Feldpost kann nicht beim Zoll hängen bleiben, weil sie wie inländische, zollfreie Post behandelt wird. Bei Paketda haben wir dieser Betrugsmasche einen eigenen Artikel gewidmet. Berichte anderer Medien darüber finden Sie hier:

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Betrugsmasche 4: 100 Euro Bankgebühren

Auf ein Verkaufsangebot bei eBay-Kleinanzeigen meldet sich ein Käufer (Betrüger) aus England, der das Geld per Banküberweisung zahlen will. Der Käufer erfindet einen Grund dafür, dass seine Bank die Überweisung nach Deutschland angeblich gestoppt hat. Das Geld wird freigegeben, wenn der Verkäufer in Deutschland 100 Euro zahlt, die Ware abschickt und die DHL-Sendungsnummer mitteilt.

In der Realität kommt es nie vor, dass eine Bank eine Überweisung stoppt und nach Zahlung von zusätzlichem Geld wieder freigibt. Das ist eine typische Betrugsmasche. Siehe auch Bericht bei pnp.de.

Woran erkenne ich Betrugsfälle?

  • Jemand verlangt Geld, weil ein Paket angeblich beim Zoll festhängt. Bei Sendungen innerhalb der EU fast immer gelogen.
  • Jemand verlangt unüblich viel Geld. Faustregel: Bei mehr als 25% Zollgebühren vom Wert des Pakets besteht Betrugsgefahr.
  • Zollgebühren werden bar beim Zollamt bezahlt, wenn man als Kunde ein Paket dort abholt. Privatkunden tätigen keine Überweisungen an den Zoll.
  • Werden Sie stutzig, wenn Sie angebliche Zollgebühren auf das Konto einer Privatperson oder eines Treuhänders überweisen sollen. Unüblich!

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Pakete stoppen

Viele Betroffene bemerken einen Betrug erst, nachdem das Paket abgeschickt wurde. Dann will man das abgeschickte Paket natürlich stoppen, damit es nicht an den Betrüger ausgeliefert wird.

Je nachdem, zu welchem Zeitpunkt der Betrug auffliegt, befindet sich das Paket entweder noch in Deutschland, oder es wurde bereits ins Ausland exportiert. Letzteres ist an folgendem Paketstatus in der DHL-Sendungsverfolgung erkennbar: "Die Sendung wird ins Zielland transportiert und dort an die Zustellorganisation übergeben."

Mit Deutsche Post DHL ins Ausland versandte Pakete können über den deutschen Kundenservice nicht gestoppt werden. Empfehlung: Kontaktieren Sie den Kundenservice des Paketdienstes im Zielland, um einen Paketstopp zu versuchen. Gute Kontaktwege sind oft Facebook und Twitter. Eventuell möchte der Kundenservice der Post im Zielland eine Kopie der deutschen Polizeianzeige sehen.

Mit Deutsche Post DHL innerhalb Deutschlands versandte Pakete können mit etwas Glück online gestoppt werden. Nutzen Sie dazu die digitale Annahmeverweigerung. Diese Funktion ist in den Empfangsoptionen enthalten, die via DHL-Sendungsverfolgung aufrufbar sind. Mehr Infos hier.

Ein DHL-Kunde schilderte folgenden Praxistipp: Er hat für ein Betrugspaket, das noch nicht ausgeliefert wurde, einen Wunschort bei DHL angegeben. In das Wunschort-Feld hat der Kunde "Bitte Rücksendung an Absender" eingetragen. Diese unkonventionelle Methode funktioniert sicherlich nur selten, aber ein Versuch schadet nicht.

Weitere Praxistipps und -erfahrungen finden Sie auch in den Kommentaren unterhalb dieses Artikels.

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Mein Betrugspaket wurde bereits exportiert

Aufgrund von Sicherheitsbestimmungen bei Luftfracht werden viele Sendungen vor dem Export ins Ausland geröntgt. Hierbei werden Pakete aussortiert, die Geräte mit Akkus enthalten (z.B. Smartphones). Grund ist die Explosions- und Brandgefahr von Akkus. Falls Ihr Paket ein Gerät mit Akku enthält, haben Sie vielleicht das "Glück", dass DHL das Paket nicht exportiert und zurückschickt. Allerdings sind solche Sicherheitskontrollen bei Transporten auf dem Landweg unüblich, also z.B. bei Paketen nach England oder in Nachbarländer Deutschlands.

Falls Ihr Paket aus Deutschland exportiert wurde, lautet unsere Empfehlung, sich an die deutsche Polizei zu wenden. Die hiesige Polizei sollte wiederum versuchen, den Paketdienst und/oder die Polizei im Zielland zu kontaktieren, um das Paket dort zu stoppen. Das ist leider äußerst schwierig, weil Pakete i.d.R. binnen weniger Tage am Zielort ankommen. Es bleibt also nur wenig Zeit, um zu handeln. Als weiterer Faktor kommt hinzu, dass Pakete aufgrund automatischer Sortierung sehr schnell unterwegs sind und kaum im Paketzentrum verweilen.

Beachten Sie auch: Die Empfängeranschrift des Pakets ist häufig gefälscht. Der Betrüger wohnt dort nicht, sondern schickt vielleicht einen Mittelsmann hin, der den Postboten an der Tür abfängt, um das Paket entgegenzunehmen. Nichtsdestotrotz könnte der Moment der Paketzustellung für die Polizei geeignet sein, um den Täter bzw. dessen Helfer festzunehmen.

Sobald das Paket zugestellt wurde, ist der Betrüger damit ruckzuck über alle Berge.

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Rechtliche Aspekte

Als Geschädigte/r können Sie versuchen, einen Anwalt einzuschalten. Aber weil der Betrüger vermutlich das eBay- bzw. Paypal-Konto eines unbescholtenen Bürgers gekapert hat, kann man ihn nicht über Adressangaben aufspüren. Die Betrugsmasche ist außerdem recht aufwändig, deshalb wird sie erfahrungsgemäß von Profis angewendet. Und die verschleiern ihre Spuren sehr gut.

Ein Ansatzpunkt, um Schadenersatz zu bekommen, ist eventuell Paypal. Wenn Paypal dem Verkäufer eine Zahlungseingangsbestätigung geschickt hat, kann sich der Verkäufer vielleicht auf sein Handeln nach Treu und Glauben berufen. Allerdings ist Paypal vermutlich täglich mit solchen Fällen konfrontiert und weiß, wie man diese Ansprüche abwehrt.

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Praxiserfahrung: DHL-Paket nach England stoppen

Aufgrund des Brexits werden DHL-Pakete nach Großbritannien seit Anfang 2021 häufig nicht mehr an DHL Parcel UK übergeben sondern an Parcelforce. Parcelforce gehört zu Royal Mail (www.parcelforce.com | www.royalmail.com). Im folgenden Bericht beschreibt ein Nutzer, wie es ihm gelungen ist, ein Betrugspaket nach England bei Parcelforce zu stoppen.

Die Lieferadresse meines Pakets lautete Leslie Finch, 1 dewland basildon, Essex, SS142BE. Nachdem eine Woche vergangen war und der angebliche Käufer mir JEDEN Tag geschrieben hat, kam plötzlich die Nachricht, dass es bei der Überweisung einen Fehler gab und ich 100 Euro überweisen müsste, um mein Geld zu bekommen. Nach Rücksprache mit meiner Bank kam ich zu dem Schluss, dass es sich um eine Betrugsmasche handelte.

Daraufhin schrieb ich Parcelforce bei Facebook an an, und diese erklärten mir die weitere Vorgangsweise. Falls es jemanden auch so geht, schreibt Parcelforce am schnellsten über Facebook oder Twitter zurück, per Email dauert es länger; ich habe beides ausprobiert.

Um das Paket zu stoppen, muss der Versender des Paketes eine Betrugsanzeige bei der lokalen Polizeistation machen. Zum Stoppen des Pakets bitte anschließend eine Email an stop&returnparcelforce.co.uk senden und folgende Dokumente anhängen: Anzeigenbestätigung der Polizei, Screenshot der Kleinanzeige, Wert und Inhalt des Paketes angeben sowie die Sendungsnummer (z.B. CY123456789DE). Falls im Parcelforce-Tracking eine abweichende, englische Sendungsnummer erscheint, diese bitte auch angeben.

Nach Erhalt der E-Mail kümmert sich Parcelforce dann sehr schnell. Sollte das Paket noch nicht in Auslieferung sein, stehen die Chancen auf einen Stopp gut.

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Weitere Erfahrungen von Kunden, um DHL-Pakete zu stoppen