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Hermes UK (Evri) soll schon wieder verkauft werden


Bei Kundenbefragungen belegt Hermes in Großbritannien regelmäßig den letzten Platz. Daran änderte auch eine Umbenennung in Evri nichts. Für den Eigentümer von Hermes UK, den amerikanischen Finanzinvestor Advent, kann sich das miese Image trotzdem bezahlt machen. Laut Reuters erwägt Advent, seinen 75%-Anteil an Hermes UK für 2 Milliarden Pfund zu verkaufen (ca. 2,34 Mrd. Euro).

Die restlichen 25% an Hermes UK besitzt die Otto Group. Sie verkaufte 2020 einen 75%-Anteil an Advent, um Geld in die Kasse zu bekommen für Neubauten von Sortierzentren. Damals wurde spekuliert, Advent hätte 1 Milliarde Euro an Otto bezahlt.

Überraschend: Bei Hermes UK (Evri) sollen die Geschäfte gut laufen, obwohl die Weltwirtschaft schwächelt und Paketdienste Mengenrückgänge verzeichnen. Reuters berichtet unter Berufung auf Insider, dass die guten Leistungszahlen von Hermes UK einen potenziellen Verkauf begünstigen würden.

2020 gab es mal Gerüchte über einen möglichen Einstieg von DPD (La Poste) bei Hermes. Einen Einstieg von Amazon oder Alibaba (Cainiao) bei Hermes soll Otto abgelehnt haben, um keine Wettbewerber zu stärken.





US-Finanzinvestor Advent steigt bei Hermes ein

So berichtete Paketda im August 2020

Ende Mai 2020 bestätigte die Chefetage von Otto, dass Anteile am Tochterunternehmen Hermes verkauft werden sollen. Für den Ausbau des Geschäfts, wie beispielsweise neue Logistikcenter, werde sehr viel Kapital benötigt, das die Otto-Gruppe nicht allein stemmen kann oder will. Laut Handelsblatt war sogar ein Börsengang von Hermes denkbar (Paketda berichtete).

Zwischenzeitlich gab es Gerüchte, Fedex könne Anteile an Hermes übernehmen. Das stellte sich als falsch heraus. Otto verkauft stattdessen 25 Prozent von Hermes Deutschland und 75 Prozent von Hermes Großbritannien an den Finanzinvestor Advent.. Advent ist ein amerikanisches Unternehmen und investiert das Vermögen reicher Privatleute in unterschiedliche Firmen weltweit, um es zu vermehren.

Wie der Spiegel berichtet, muss "die geplante Transaktion ... noch von Gremien und Kartellbehörden freigegeben werden".

Otto-Vorstandsmitglied Kay Schiebur sagte zum Spiegel: "Die Partnerschaft mit Advent gibt beiden Gesellschaften weiteren Spielraum für wichtige Investitionen und schafft damit Voraussetzungen für weiteres Wachstum."

Das Magazin schreibt, es habe viele Interessenten gegeben, die Anteile am Hermes-Paketdienst erwerben wollten. Anteile an Hermes Frankreich stehen ebenfalls noch zum Verkauf, dort gab es coronabedingte Verzögerungen.

Nachtrag vom 11.08.2020: Otto hat eine Pressemitteilung zum Einstieg von Advent bei Hermes veröffentlicht. Und das Handelsblatt spekuliert, der Kaufpreis läge bei insgesamt mehr als 1 Milliarde Euro. Branchenkenner gehen davon aus, dass Hermes das Geld für logistische Infrastruktur nutzen wird (Sortierzentren, Fahrzeuge).


Gerüchteküche: Plant La Poste eine Fusion von DPD und Hermes?

So berichtete Paketda im August 2020

Die französische Tagezeitung Le Monde spekuliert über einen Einstieg der französischen Staatspost "La Poste" beim deutschen Paketdienst Hermes. Quelle: www.lemonde.fr. Das ist sehr überraschend, weil der Otto-Konzern erst am 10.08. den Teilverkauf von Hermes an einen US-Finanzinvestor bekanntgab (siehe unten).

Le Monde nennt keine Quellen und schreibt nur vage: "Nach unseren Informationen hat La Poste Anfang August ein Angebot für die Übernahme von Hermes in Deutschland unterbreitet." Im Originaltext heißt es "... une offre afin de prendre le contrôle d'Hermes en Allemagne", also ein Angebot zur Kontrolle über Hermes Deutschland. La Poste möchte demnach mehr als 50% der Anteile an Hermes kaufen, sonst hätte die französische Post keine Kontrolle über Hermes, sondern nur ein Mitspracherecht.

Komplett abwegig ist die Spekulation von Le Monde nicht, denn Otto verkaufte bislang nur 25% der Anteile von Hermes Deutschland. Otto hatte im Vorfeld außerdem angekündigt, nicht 100% der Anteile an Hermes zu verkaufen. Deshalb ist denkbar, dass La Poste vielleicht 51% der Anteile erwirbt, der US-Finanzinvestor 25% hält und der Otto-Konzern die restlichen 24%.

Internen Unterlagen zufolge, aus denen die Zeitung Le Monde zitiert, rechnet La Poste in den nächsten 10 Jahren mit einem stark wachsenden Marktanteil von Amazon Logistics bei Lieferungen an Privatpersonen in Europa. Eine ähnliche Prognose stellte auch Otto-Aufsichtsrat Rainer Hillebrand auf (Paketda berichtete). Amazon saugt Sendungsmengen aus dem Markt, die den etablierten Paketdiensten fehlen.

Hillebrand wörtlich: "Wenn man die Herausforderung bestehen will, muss man sich im Prinzip für Kooperationsmodelle entscheiden. Es müssen unterschiedliche Anbieter ihre Volumina, ihre Intelligenz, ihre Strahlkraft zusammenpacken, damit sie Firepower haben."

Le Monde berichtet von genau so einem Plan. Angeblich hat La Poste dem Otto-Konzern vorgeschlagen, ein Gemeinschaftsunternehmen aus GeoPost (DPD) und Hermes zu gründen. Die La-Poste-Tochterfirma GeoPost soll das Joint Venture kontrollieren. CEO von GeoPost ist seit Juni 2020 der ehemalige DPD-Deutschlandchef Boris Winkelmann (siehe dpd.com).

La Poste soll übrigens 900 Millionen Euro für das UK-Geschäft von Hermes geboten haben, kam damit aber nicht zum Zuge. Stattdessen erwarb der US-Finanzinvestor Advent 75% an Hermes UK. Im Gegensatz zu Hermes Deutschland ist das UK-Geschäft profitabel.

Was mit Hermes Frankreich passiert, ist übrigens weiterhin unklar. In Frankreich arbeitet Hermes unter der Marke Mondial Relay. Vielleicht möchte oder darf La Poste aufgrund kartellrechtlicher Vorgaben Mondial Relay nicht übernehmen, weil La Poste damit einen zu hohen Marktanteil in Frankreich erhalten würde.


Gebäude der Hermes-Zentrale in Hamburg
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So berichtete Paketda im Mai 2020

Laut Handelsblatt ist Otto bereit, nur noch Minderheitsgesellschafter bei Hermes zu sein. Von sämtlichen Hermes-Anteilen möchte sich Otto jedoch nicht trennen. Bei einer Übernahme von mehr als 50% könnte der Investor zukünftig allein bestimmen, was bei Hermes passiert.

Im Otto-Geschäftsbericht (S. 69, hier als PDF) heißt es, dass der Verkauf für das 2. Halbjahr des aktuellen Geschäftsjahres (September 2020 bis Februar 2021) geplant ist. Otto rechnet mit einem Verlust der "konsolidierungstechnischen Beherrschung" an Hermes. Die Mehrheit wird also abgegeben.

Das Handelsblatt will aus Branchenkreisen erfahren haben, dass Fedex der wahrscheinliche Käufer des Hermes-Geschäfts in Deutschland, Großbritannien und Frankreich ist. Einschränkend merkt das Handelsblatt an, das ertragreiche Geschäft von Hermes UK könne auch an US-Finanzinvestor Advent verkauft werden.

Die Verhandlungen sollen weit fortgeschritten sein. Otto bestätigte dieses Gerücht erwartungsgemäß nicht. Otto-Chef Alexander Birken sagte zum Hamburger Abendblatt, es wäre ein schlechter Beginn für eine Partnerschaft, wenn diese schon bekannt wird, bevor sie ausverhandelt ist.

Einen Verkauf von Hermes an Onlineversender wie Amazon oder Alibaba soll Otto laut Handelsblatt abgelehnt haben, um keine Wettbewerber zu stärken.

Bemerkenswert: Hermes erwirtschaftet in Deutschland Verluste. Das bestätigte Otto-Finanzchefin Petra Scharner-Wolff. Laut Handelsblatt soll Hermes vor allem von DPD unter Druck gesetzt werden. Angeblich geht DPD sehr preisaggressiv vor und luchst wohl Paketvolumen von Hermes ab.

Ungewiss ist, ob das Paketgeschäft von Hermes gut zu Fedex passen würde. Hermes ist auf das Privatkundengeschäft fokussiert und Fedex auf Geschäftskunden. Außerdem ist Fedex noch mit der Integration von TNT beschäftigt. Die Fusion von Fedex und TNT erfolgte im Mai 2016, aber noch immer agieren beide Marken eigenständig. Auf seiner Website erklärt Fedex vage: "Der Zusammenschluss von FedEx Express und TNT macht große Fortschritte, sodass Sie schon bald von neuen Möglichkeiten sowie einem verbesserten Service und Support profitieren werden."

Quellen: www.handelsblatt.com | www.abendblatt.de | www.moebelkultur.de


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