Ab sofort gibt es Briefmarken mit integrierter Sendungsverfolgung. Die neuen 80-Cent-Marken verfügen über einen Matrixcode, der mit der Smartphone-App "Post & DHL" gescannt werden kann. Die App speichert daraufhin die Sendungsnummer und ermöglicht eine rudimentäre Sendungsverfolgung. Im Tracking wird jeder Scan aus einem Sortierzentrum der Post angezeigt.
Die Matrixcode-Briefmarken sind bundesweit in Postfilialen erhältlich sowie online unter shop.deutschepost.de.
So funktioniert die Sendungsverfolgung der Briefmarken
Die neuen Matrixcode-Briefmarken verfügen über eine sogenannte Basis-Sendungsverfolgung. Es gibt maximal zwei Einträge im Tracking: Zuerst aus dem Sortierzentrum der Absenderregion, und am nächsten Tag aus dem Sortierzentrum der Empfängerregion.
Kunden können nicht feststellen, ob der Brief wirklich an den Empfänger zugestellt wurde. Eine Zustellbestätigung wie beim Einschreiben gibt es für Matrixcode-Briefmarken nicht. Außerdem sind die Briefe nicht gegen Verlust versichert.
Tracking-Test: Die meisten Briefmarken sind verfolgbar
Paketda hat am 4.2. ungefähr 50 Testbriefe mit den neuen Matrixcode-Briefmarken verschickt. Überraschendes Ergebnis: Alle Postkarten, Standardbriefe und die Mehrheit der Großbriefe war verfolgbar.
Eigentlich hatten wir erwartet, dass nur solche Briefe einwandfrei verfolgbar sind, die maschinell sortiert werden. Unförmige, dicke oder starre Briefe, die von Hand sortiert werden müssen, müssen nämlich auch von Hand gescannt werden. Trotzdem klappte das Tracking überwiegend. Die Testergebnisse im Detail:
- 3 x erfolgte nur eine Scannung in der Absenderregion und nicht in der Zielregion
- Starrer A4-Briefumschlag: 7 x gescannt, 1 x nicht
- Teilflexibler DIN-Lang-Luftpolsterumschlag: 9 x gescannt, 5 x nicht
- Bei 3 Empfängern wurden die Briefe nicht am Tag der Bearbeitung im Ziel-Briefzentrum zugestellt.
- Die meisten Briefmarken waren nach dem Abstempeln weiterhin scanbar (4 Marken nicht)
- Farbige Briefumschläge waren kein Hinderungsgrund fürs Tracking
Bei Großbriefen mit zwei Briefmarken ist es empfehlenswert, beide Marken einzuscannen. In 2 von 22 Fällen funktionierte das Tracking nur mit einer von beiden Marken. Bei Sendungen in das Ausland scheint das Tracking nicht bis zum IPZ Frankfurt zu funktionieren.
Nachtrag vom 08.02.2021: Von später abgeschickten Großbriefen war nur ungefähr die Hälfte verfolgbar. Dieser Wert ist allerdings grob geschätzt, weil es sich um keinen systematisch ausgewerteten Versandtest handelt. Rücksendungen, z.B. wegen Unzustellbarkeit, sind übrigens nicht verfolgbar.
Aufruf: Wer hat Erfahrungen zum Tracking von Bücher- und Warensendungen? Funktionieren die Matrixcode-Briefmarken für diese Versandart? Wir freuen uns über Erfahrungswerte in den Kommentaren unterhalb dieses Artikels.
In der Post-App sind Zusatzinfos zu Matrixcode-Briefmarken abrufbar:
Tracking auch für Internetmarken geplant
In einem Twitter-Dialog ist Digitalexperte Jörg Schieb der Frage nachgegangen, warum nur Matrixcode-Briefmarken verfolgbar sind. Technisch gesehen könnten auch Internetmarken verfolgbar sein sowie mobile Briefmarken, die von Hand auf den Umschlag geschrieben werden. Diese Sendungsarten verfügen ebenfalls über einen individuellen Code.
Von der Pressestelle der Deutschen Post hat Schieb erfahren, dass die Sendungsverfolgung in Zukunft auf Internetmarken und mobile Briefmarken ausgeweitet werden soll. Das liegt aber noch so weit in der Zukunft, dass kein genaues Datum absehbar ist.
Stempelfarbe wird auf Blau umgestellt
Briefmarken mit Matrixcodes werden technisch und optisch entwertet. Die technische Entwertung erfolgt durch das Auslesen der Matrixcodes in den Sortierzentren der Post. Alle erfassten Briefmarken-Codes werden in einer Datenbank gespeichert, so dass eine erneute Verwendung nicht möglich ist.
Genauso wie klassische Briefmarken werden auch Briefmarken mit Matrixcodes abgestempelt (optische Entwertung). Neu ist bloß die Stempelfarbe: Blau statt Schwarz! Durch die blaue Farbe bleiben Matrixcodes auch nach dem Abstempeln scanbar.
Die blaue Stempelfarbe wurde im Oktober 2020 in einem Pilotversuch getestet (Paketda berichtete).
Was ist mit Mehrfach- und Mischfrankaturen?
Es ist erlaubt, alte Briefmarken (ohne Matrixcode) mit neuen Briefmarken zu kombinieren. Nicht erlaubt ist die Kombination mit Internetmarken. Wird eine Sendung mit einer Internetmarke freigemacht, darf weder eine klassische Briefmarke noch eine Matrixcode-Briefmarke hinzugefügt werden.
Sie dürfen mehrere Matrixcode-Briefmarken auf einen Briefumschlag kleben. Wenn Sie beispielsweise zwei 80-Cent-Marken aufkleben, können Sie damit einen Großbrief frankieren. Zur Sendungsverfolgung genügt es, eine der beiden Matrixcode-Briefmarken zu scannen. Darauf weist eine Infobox in der Post-App hin:
Wann erscheinen weitere Briefmarken mit Matrixcodes?
Wie www.n-tv.de berichtet, will die Post in Zukunft Zusatzaufkleber anbieten, mit denen sich klassische Briefmarken um einen Matrixcode ergänzen lassen. Unklar ist, ab wann es diese Zusatzaufkleber gibt und ob sie kostenlos sein werden.
Die Deutsche Post hat unter www.deutschepost.de/die-briefmarke eine Infoseite eingerichtet. Dort heißt es, dass der Matrixcode "zunächst für ausgewählte Sonderpostwertzeichen" aufgedruckt wird. Die Mehrheit aller Briefmarken wird in 2021 also keinen Matrixcode haben.
Seit 1. März 2021 sind weitere Briefmarken mit Matrixcode erhältlich (vgl. shop.deutschepost.de):
- 80 Cent (Motiv: Sendung mit der Maus)
- 95 Cent (Motiv: U-Bahn-Station in Hamburg)
- 110 Cent (Motiv: Deep Blue schlägt Kasparow)
- 270 Cent (Motiv: U-Bahn-Station in Frankfurt/M.)
Post-Vorstandsmitglied Tobias Meyer sagte zur Süddeutschen Zeitung, dass innerhalb von zwei Jahren das komplette Briefmarken-Sortiment auf Matrixcodes umgestellt wird.
So berichtete Paketda im März 2020
Gegen Fälscher & fürs Tracking: Alle Briefmarken bekommen einen Matrixcode
Technisch gesehen sind Matrixcodes für die Deutsche Post nichts Neues. Bei der Internetmarke kommen sie seit mehr als 15 Jahren zum Einsatz. Wahrscheinlich war es bislang zu teuer, auf jede Briefmarke einen individuellen Code zu drucken. Die Deutsche Post teilte jedoch mit, dass "Fälschung, Waschung und Wiederverwendung von Postwertzeichen ein massiv wachsendes Problem" sei. Deshalb nimmt man wohl die Mehrkosten bei der Produktion von Briefmarken in Kauf, um andererseits Betrügern das Wasser abzugraben.
Unklar ist, ob Briefmarken aufgrund des QR-Codes ein Verfallsdatum erhalten. Internetmarken verfallen beispielsweise nach 3 Jahren. Grund ist, dass die Post nicht Milliarden individueller Briefmarkencodes in einer Datenbank speichern kann. Das wäre technisch zwar möglich, aber je mehr Codes gespeichert sind, desto länger dauert die Gültigkeitprüfung einer Briefmarke.
Briefe durchlaufen die Sortieranlagen mit hoher Geschwindigkeit, so dass wahrscheinlich in weniger als 1 Sekunde entschieden werden muss, ob ein Markencode gültig oder ungültig ist. Damit die Datenbank nicht "überläuft", laufen Internetmarken nach 3 Jahren ab und können nicht umgetauscht werden. Es bleibt abzuwarten, ob diese 3-Jahre-Frist künftig für alle Briefmarken gilt.