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Sortier- und Fördertechnik in Paketzentren

Damit Pakete binnen 24 Stunden beim Empfänger ankommen, ist eine extrem schnelle und automatisierte Bearbeitung notwendig. Um ein Paketzentrum zu durchlaufen, benötigt ein Paket oft weniger als eine halbe Stunde. Wie das genau funktioniert, erfahren Sie in diesem Artikel.

Inhaltsverzeichnis

  1. Wie ein Paketzentrum aufgebaut ist (Infografik)
  2. Eingangssortierung
    1. Kippschalensorter
    2. Cross-Belt-Sorter
    3. Schuhsorter
    4. Sortiertechniken im Zusammenspiel
    5. Schuhsorter
  3. Sortiertechniken im Zusammenspiel
  4. Verladung und Weitertransport
    1. Weitertransport per LKW
    2. Weitertransport per Bahn
    3. Weitertransport per Flugzeug


Wie ein Paketzentrum aufgebaut ist

Jeder Paketdienst hat seine eigene, bevorzugte Bauweise für Paketzentren. Bei DHL haben die Frachtzentrum fast alle einen U-förmigen Grundriss. Auf der linken und rechten Seite des U-Schenkels befinden sich die Sortieranlagen.

Die Pakete laufen auf Förderbändern an allen Ausgangstoren des Paketzentrums vorbei. Jedem Ausgangstor ist eine Zielregion zugewiesen. Sobald ein Paket an dem Ausgangstor der entsprechenden Zielregion vorbeikommt, verlässt es das Förderband.

Die nachfolgende Infografik von DHL vermittelt einen guten Überblick von den Abläufen in einem Paketzentrum.

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Infografik zum Paketzentrum

Diese Stationen durchläuft ein Paket bei DHL (vergleichen Sie die Nummern mit der Infografik)

Schritt 1)

An der Unterseite des U-förmigen Paketzentrums erfolgt die Paketanlieferung. Die Zusteller entladen ihre Fahrzeuge meist mit Teleskopbändern, die ausziehbar sind und an die Tür des Fahrzeugs angedockt werden. Erfolgt die Anlieferung mittels Fernverkehrs-LKW, sind die Pakete in Collis gepackt, die zur Entladung von der Ladefläche gerollt werden.

Schritte 2) + 3)

Nach dem Entladen gelangt jedes Paket in die Eingangserfassung, so dass z.B. in der Online-Sendungsverfolgung der aktuelle Aufenthaltsort des Pakets erkennbar wird. Pakete, die noch keinen Leitcode haben, werden anhand ihrer Empfängeradresse automatisch leitcodiert (= ein Barcode-Label mit verschlüsselter Empfängeradresse wird erzeugt).

Falls eine Anschrift nicht computerlesbar ist, wird das Adressetikett in Sekundenschnelle abfotografiert im Verwaltungstrakt des Paketzentrums einer Videocodierkraft am Bildschirm angezeigt. Mehrere Mitarbeiter sind ständig damit beschäftigt, unlesbare Adressen zu entziffern. Tipp: Verwenden Sie am besten online gekaufte Paketscheine. Dann ist die Empfängeranschrift im Strichcode hinterlegt und menschliche Lesefehler sind nahezu ausgeschlossen.

Schritt 4)

Anschließend erfolgt die Paketsortierung anhand der Zielregion. Dafür durchläuft ein Paket das Sortierzentrum auf Förderbändern solange, bis es sein Ausgangstor erreicht hat. Für jede PLZ-Leitregion gibt es ein eigenes Tor.

Das System erkennt automatisch den richtigen "Absprungzeitpunkt" und schubst das Paket vor dem Tor vom Förderband. Über eine Rutsche gelangt das Paket dann in Richtung Verladetor. Zu den Sortiertechniken finden Sie unten auf dieser Seite nähere Informationen.

Schritte 5) + 6)

Nachdem die Pakete am richtigen Ausgangstor gelandet sind, müssen sie erneut zum Weitertransport verladen werden. Das Verstauen auf Rollcontainer bzw. in den Zustellfahrzeugen erfolgt in Handarbeit. Innerhalb Deutschlands werden Pakete in aller Regel per LKW auf der Straße befördert. Auf wenigen, einzelnen Strecken werden auch Bahntransporte eingesetzt.


3D-Grafik DHL Frachtzentrum 3D-Modell eines DHL-Frachtzentrums

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Eingangssortierung

Die Anlieferung von Sendungen im Paketzentren kann auf unterschiedlichen Wegen erfolgen. Im innerdeutschen, überregionalen Fernverkehr werden hauptsächlich LKW eingesetzt. Die Pakete können innerhalb des LKW auf Rollcontainer verladen sein, so dass man die Container zum Entladen einfach aus dem LKW herausschiebt. Einige Paketdienste verzichten jedoch darauf und stapeln die Pakete direkt in den Laderaum des LKW.

Zum Entladen wird dann ein Teleskopgurtförderer in den Laderaum des LKW geschoben, auf die Mitarbeiter die Pakete ablegen. Die Teleskopbänder sind ausziehbar (daher der Name) und fördern die Pakete zu den Eingangssortern.

LKW-Beladung oder Entladung mit Teleskopförderbändern bei Hermes

Die Pakete gelangen mittels Teleskopförderern zuerst in die Eingangserfassung (Infeedzone), wo das Adressetikett gescannt wird, um die Zielregion zu bestimmen.

Anschließend wird das Paket einem sog. Sorter zugeführt. Anhand des ermittelten Ziel-Paketzentrums wird das Paket vom Sorter an ein bestimmtes Ausgangstor weitergeleitet. Und zwar genau an jenes Tor, von welchem ein LKW in die Zielregion abfährt. DHL betreibt z.B. 33 Paketzentren, deshalb hat jedes DHL-Paketzentrum mind. 32 Verladetore.

Je nach Größe und Sperrigkeit eines Pakets ist evtl. auch eine manuelle Sortierung notwendig, weil automatische Sorter lediglich mit Standardmaßen zurechtkommen. Übergroße Pakete werden deshalb aus dem automatischen Sortierprozess ausgeschleust und von einem Mitarbeiter händisch zum entsprechenden Verladetor gebracht.


Kippschalensorter

Wie es der Name schon vermuten lässt, besteht eine Kippenschalen-Sortieranlage aus kippenden Schalen. Die Pakete werden auf einem schnell laufenden Förderband transportiert und stehen in einer Holz-, Kunststoff- oder Metallschale. Die Schalen sind entweder rundherum oder zumindest zu einer Seite geöffnet. Sie werden automatisch schräg angehoben, sobald das Paket am zugehörigen Ausgangstor angelangt ist. Das Paket gleitet vom Förderband über eine Rutsche hinunter zum Ausgangstor. Dort nimmt ein Mitarbeiter das Paket in Empfang und stapelt es in den LKW oder auf einen Rollcontainer.

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Cross-Belt-Sorter

Der Name dieser Sortieranlage lautet auf Deutsch "Querbandsortierer". Es handelt sich um ein Gurtförderbandsystem, das aus einer Hauptlinie besteht, an die mehrere Nebenförderbänder angeschlossen sind.

Das Besondere ist, dass der Cross-Belt-Sorter nicht aus einem durchgehenden Förderband besteht sondern aus mehreren Fördersegmenten, die einzeln ansteuerbar sind. Vereinfacht gesagt sind es viele einzelne Gurtförderbänder (von jeweils ca. 1 Meter Länge), die hintereinander gereiht werden. Jedes Paket wird exakt in der Mitte eines solchen Moduls platziert. Sobald das Paket am Ausschleusepunkt (Abgangstor) angekommen ist, setzt sich das entsprechende Modul des Cross-Belt-Sorters in Bewegung und schiebt das Paket vom Band herunter. Im Video wird deutlich, wie diese Technik funktioniert.

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Schuhsorter

Ein Schuhsorter sortiert nicht nur Pakete von Zalando, sondern trägt seinen Namen aufgrund der auf einem Förderband angebrachten "Schuhe". Damit werden bewegliche Elemente bezeichnet, die an den Seiten des Förderbands mitlaufen.

Sobald ein Paket das Förderband verlassen soll, schiebt ein Gestänge unterhalb des Förderbands die Schuhe auf die gegenüberliegende Seite. Die Schuhe drücken das Paket somit vom Band herunter, z.B. auf ein anderes Förderband oder auf eine Rutsche. Wie im Video zu sehen ist, werden zum Abschieben eines Pakets genau soviele Elemente in Bewegung gesetzt, wie für die Größe des Pakets nötig sind.

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Sortiertechniken im Zusammenspiel

Im folgenden Video des Herstellers Beumer sehen Sie mehrere der zuvor vorgestellten Sortier- und Fördertechniken bei Hermes im Einsatz. Beumer hat das Hermes-Paketzentrum in Rugby in Großbritannien ausgestattet.

Am Anfang des Videos ist die LKW-Entladung mittels Teleskopförderbändern zu sehen. Danach gelangen die Pakete auf die Hauptsortierlinie (Cross-Belt-Sorter). Am jeweiligen Ausgangstor verlassen die Sendungen das Förderband über Rutschen. Abschließend erfolgt wieder die Beladung in LKW.



Verladung und Weitertransport

Nachdem alle Pakete die Sortierung durchlaufen haben und an ihren entsprechenden Ausgangstoren angelangt sind, werden sie auf LKW verladen und in die Zielregion transportiert. Das Verladen erfolgt mit den gleichen Techniken, die oben beim Entladevorgang geschildert wurden.

Übrigens: Moderne Sorter benötigen etwa eine halbe Sekunden, um ein Paket dem richtigen Ziel zuzuweisen. Bis ein Paket vom Eingangstor ans Ausgangstor gelangt ist, vergehen etwa 15-20 Minuten. Das liegt an den Förderstrecken innerhalb eines Paketzentrums, die mehrere Kilometer lang sind.

Im Volllastbetrieb können in einem durchschnittlichen Paketzentrum mehr als 20.000 Pakete pro Stunde bearbeitet werden. Das DHL-Paketzentrum Obertshausen ist sogar für 50.000 Stück ausgelegt.

Schnelle Durchlaufzeiten sind wichtig, um die LKW-Fahrpläne einzuhalten. Es gibt festgelegte Zeiten (sog. Cut-off-Zeiten), zu denen LKWs von einem Paketzentrum abfahren müssen, um rechtzeitig beim Ziel-Paketzentrum anzukommen. Alle Pakete, die bis zur Cut-off-Zeit nicht am Verladetor angekommen sind, werden erst mit der darauffolgenden Fahrt weitertransportiert; also meistens erst in der folgenden Nacht.

Je später ein Paket in einer Postfiliale eingeliefert wird, und je größer die Entfernung zum Empfänger ist, desto höher ist das Risiko, dass kein taggleicher Weitertransport mehr erfolgt.

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Weitertransport per LKW

Der LKW ist das mit Abstand am häufigsten eingesetzte Fahrzeug beim Pakettransport (sog. Linienverkehr). Die Vorteile sind offensichtlich: LKW lassen sich je nach Sendungsaufkommen flexibel in unterschiedlichen Größen und zu unterschiedlichen Zeiten einsetzen.

Im Weihnachtsgeschäft, wenn die Paketmengen stark ansteigen, können mit relativ wenig Aufwand zusätzliche LKW-Kapazitäten eingesetzt werden. Dann werden beispielsweise die Routen zwischen den Paketzentren mehrfach täglich abgefahren und/oder auf der gleichen Strecke verkehren mehrere LKW zugleich.

Damit hat der LKW einen deutlichen Vorteil gegen der Bahn oder dem Flugzeug, weil er keinen Fahrplänen unterliegt. In einigen Bundesländern werden außerdem sog. Giga-Liner in Feldversuchen getestet. Diese extra langen LKW sind 6,5 Meter länger als herkömmliche LKW und können anstatt üblicherweise 34 sogar bis zu 54 Europaletten transportieren. Dadurch lässt sich die Verkehrsbelastung auf den Straßen reduzieren, allerdings gibt es auch Vorbehalte wegen der Verkehrssicherheit.

Lang-LKW müssen daher mit spezieller Sicherheitstechnik ausgestattet sein wie Spurhaltewarnsystem, Abstandsregelsystem und automatische Achslastüberwachung. Bei den Paketdiensten werden die Gigaliner selten eingesetzt, sondern eher bei Speditionen. Grund ist u.a., dass die Gigaliner noch nicht Bundesland-übergreifend verkehren dürfen. Das erschwert den Warenaustausch. Am Feldversuch beteiligt hat sich u.a. DHL.

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Weitertransport per Bahn

Gegenüber dem Straßentransport hat die Bahn den Vorteil, dass es keine Staus gibt und Sendungen somit pünktlich und kalkulierbar befördert werden können. Allerdings hat die Kalkulierbarkeit auch ihren Preis, denn Bahntransporte müssen im Voraus geplant werden, Waggon-Kapazitäten bereitgestellt werden und Schienenabschnitte für die Fahrt reserviert werden.

Das erfordert Vorlaufzeit und erschwert den flexiblen Einsatz der Bahn. Andererseits ist die Schiene ein preiswertes Transportmittel und trägt zur Einsparung von CO2-Emissionen bei. Der Paketdienst DPD testete vor einigen Jahren auf der Strecke Hamburg-Nürnberg die Wirtschaftlichkeit des Schienentransports. In Österreich erfolgte dies zwischen den Städten Wels und Bludenz. DPD kooperierte hierbei mit Rail Cargo Austria. Die Ergebnisse der Pilotprojekte sind der Paketda-Redaktion nicht bekannt.

Innerhalb Deutschlands nutzt DHL Deutsche Post sogenannte Parcel-InterCity-Züge von DB Cargo. Sie verkehren nachts auf einigen ausgewählten Strecken (Details siehe Wikipedia).

Im Jahr 2010 veröffentlichte DHL einen Pressetext zum 10-jährigen Jubiläum des Parcel InterCity. Nachfolgend ein Auszug:


Eigentlich ist der InterCity als schnelle Reisezugverbindung zwischen den großen Städten bekannt. Doch wenn er sich abends als Parcel InterCity auf den Weg macht, sind seine Passagiere Pakete und Päckchen. Der Parcel InterCity fährt seit dem Jahr 2000 nachts vom hohen Norden in den tiefen Süden: Nachdem in Hamburg die Pakete aus dem Paketzentrum Hamburg-Allermöhe verladen wurden, macht er sich um halb neun abends auf zu seinem ersten Halt, dem Bahnhof Hannover.

Das eigentliche Ziel des Zuges liegt aber in Bayern: Sechs Wagen sind für Pakete und Päckchen nach Nürnberg reserviert, die im Paketzentrum Feucht bearbeitet werden, die restlichen sechzehn Wagen fahren nach München. Dazu muss der Zug in Würzburg geteilt werden. Um 2:58 Uhr erreicht der eine Teil Nürnberg, um 4:18 Uhr kommt der andere Teil in München an. Parallel fährt ein zweiter Zug in umgekehrter Richtung von München und Nürnberg nach Würzburg und wird dort zusammengeführt für den weiteren Weg über Hannover nach Hamburg.

Olaf Luther von Deutsche Post DHL: "Der InterCity legt einen Großteil der Strecke mit einer Geschwindigkeit von 160 Stundenkilometern zurück. Da kann kein Lkw mithalten. Außerdem können wir deutlich größere Mengen auf einmal transportieren. Und nicht zuletzt entlasten wir mit dem Transport auf der Schiene die Umwelt ganz ordentlich: Jährlich sparen wir gegenüber dem Straßentransport etwa 1.300 Tonnen CO2 ein - und das bei rund 8,5 Millionen Paketen im Jahr."

Dazu kommt die hohe Zuverlässigkeit, die den Zug gegenüber stauanfälligen Straßentransporten attraktiv macht: Nach einem festen Fahrplan fährt der Parcel InterCity jede Nacht von Montag bis Freitag durch Deutschland. Das garantiert feste Be- und Entladezeiten und verhindert Leerlauf und Wartezeiten an den Umschlagbahnhöfen.

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Weitertransport per Flugzeug

Frachtflugzeuge werden zumeist beim internationalen Pakettransport eingesetzt. Auch zur Beförderung von Briefsendungen kommen Flugzeuge zum Einsatz, hierbei werden aber meistens Passagierflugzeuge kurzfristig umgerüstet (vgl. Nachtluftpost).

Die Behälter mit den vorsortierten Briefen werden nicht im Frachtraum des Flugzeugs verstaut sondern auf den Passagiersitzen, nachdem diese zuvor mit Schutzfolien abgedeckt wurden. Flugzeugtransporte werden üblicherweise nur auf weiten Strecken eingesetzt. Beispielsweise zwischen Hannover und München oder Berlin und Stuttgart.

Darüber hinaus ist das Flugzeug natürlich bestens zum länderübergreifenden Transport geeignet. Paketdienste unterhalten dazu auf jedem großen Flughafen ein Drehkreuz, das die Abwicklung von Luftfracht ermöglicht. Hierbei kooperieren die Logistikunternehmen auch mit den hiesigen Zollbehörden, die i.d.R. direkt im Flughafen-Paketzentrum eigene Abfertigungsstellen zur Verzollung unterhalten.

Welche Flugzeuge für Frachttransporte eingesetzt werden hängt stark vom Paketvolumen ab. Der Paketdienst GLS etwa nutzt eine Saab 340 zwischen Paderborn und Großbritannien. 4x pro Woche werden jeweils ca. 1,8 Tonnen Pakete transportiert.

Die Logistiker Fedex und UPS zählen zu den beiden größten Frachtfluggesellschaften weltweit. So ist das UPS-Tochterunternehmen UPS Airlines beispielsweise mit knapp 250 Flugzeugen täglich auf über 700 internationalen Flügen unterwegs. Am häufigsten werden Flugzeuge vom Typ Boeing 757 und 767 eingesetzt. Auch Maschinen vom Typ Airbus A300-600Fnutzt UPS. Das deutsche Frachtdrehkreuz von UPS befindet sich am Flughafen Köln-Bonn.

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