Onlineshops wie Otto, Zalando und Amazon verschicken Ware immer häufiger in Plastik- oder Papiertüten. Auch asiatische Onlineshops nutzen sehr häufig Tütenverpackungen. Gegenüber herkömmlichen Kartons haben Plastikbeutel den Nachteil, dass sie die Ware nur vor Schmutz schützen und nicht vor Druckeinwirkungen von außen.
Gegen Stöße ist die Ware in Plastikbeuteln nicht geschützt, deshalb werden hauptsächlich Produkte in Beuteln verschickt, die unempfindlich gegen Stöße sind, z.B. Mode. Die meisten Klamotten stört es ja nicht, wenn sie geworfen oder gequetscht werden.
Großer Vorteil der Plastiktüten ist ihre Platzersparnis und der günstigere Einzelpreis, verglichen mit einem klassischen Karton. Eine Plastiktüte ist für weniger als 10 Cent erhältlich, wohingegen ein Pappkarton je nach Größe und Abnahmemenge 20 bis 30 Cent pro Stück kostet.
Für Paketdienste ist nachteilig, dass Tütensendungen aufwändiger zu bearbeiten sind. Die glatte Plastikoberfläche sorgt dafür, dass Tüten leicht von Förderbändern runterfallen, deshalb werden sie häufig in spezielle Transportschalen gelegt. Außerdem lassen sich Plastikbeutel nicht übereinander stapeln, sie können sich in Sortieranlagen verhaken und einen Paketstau auslösen.
Die grundsätzliche Antwortet lautet nein. Privatkunden dürfen keine Plastiktüten als Paket verschicken.
Es gibt zwei Ausnahmen:
Video zum Tütenversand bei DHL und Hermes
Onlineshops haben Großkundenverträge mit den Paketdiensten abgeschlossen. Darin ist der Versand von Tüten zu speziellen Konditionen vereinbart.
Gleiches gilt für Retouren in Plastikbeuteln: der jeweilige Onlineshop bezahlt den Paketdienst für die besondere Handhabung beim Tütentransport.
Außerdem machen die Paketdienste genaue Vorschriften, wie stabil (reißfest) eine Plastiktüte sein muss, welche Abmessungen erlaubt sind und wie der Paketaufkleber platziert sein muss, damit die Tüten automatisch bearbeitet werden können. DHL-Geschäftskunden finden hier ein Merkblatt mit den technischen Anforderungen an Versandtüten: www.dhl.de/folientaschen.
Mit Privatkunden können Paketdienste solche Sondervereinbarungen nicht abschließen. Bei Privatkunden gilt die einfache Regel: hat eine Sendung keine stabile Außenverpackung, wird sie nicht angenommen.
Als stabile Außenverpackung gilt normalerweise ein rechteckiger Karton aus Pappe. Wird davon abgewichen, kann der Paketdienst die Sendung als Sperrgut einstufen und einen Zuschlag berechnen.
In den Versandbedingungen von DHL (Stand 2/2022, hier als PDF) heißt es in Punkt 3.2.3 konkret: "Bei Abweichungen von der Quaderform, bei Abweichung von den festgelegten Standardmaßen und bei bestimmten Kunststoffen / Folien ist der Service 'Sperrgut' zu nutzen." Hervorhebung von Paketda.
In den AGB von Hermes (Stand 2/2022, hier auf myhermes.de) heißt es in Punkt 2.2.1: "Eine Außenverpackung muss grundsätzlich quaderförmig sowie hinreichend form- und druckstabil sein." Eine Plastiktüte kann diese Vorgabe nicht erfüllen. Dennoch zeigen Praxiserfahrungen, dass Hermes alle Plastikbeutel ohne Aufpreis annimmt und problemlos befördert. Offenbar legt Hermes die eigenen Vorschriften sehr kundenfreundlich aus.
Mehr Infos zum Sperrgut-Aufpreis direkt bei den Paketdiensten (Stand 2/2022):
Ungefähr seit Anfang 2022 beobachten wir, dass Amazon häufig Papiertüten verwendet anstatt eines Kartons.
Möglicherweise hängt das mit der Rohstoffknappheit und den hohen Papierkosten zusammen. Zur Herstellung einer Papiertüte wird weniger Altpapier benötigt als für einen Karton. Denn Papiertüten aus Kraftpapier müssen nicht so fest und steif sein wie ein gewöhnlicher Karton. Versandtaschen aus Papier haben außerdem den Vorteil, dass die Oberfläche nicht so "glitschig" ist wie bei Plastikbeuteln.
Trotzdem bleibt das Problem, dass Papierbeutel nicht quaderförmig sind, sondern sich der Form des Inhalts anpassen. Dadurch sind sie unförmig, schlecht stapelbar und gelten bei DHL als Sperrgut. Ausnahme: Wenn der Inhalt quaderförmig ist und die Papierversandtasche so gut ausfüllt, dass sie selbst auch quaderförmig ist, wird kein Sperrgutzuschlag fällig.
Bei Hermes sind keine Probleme zu erwarten. Streng genommen erfüllen Papierbeutel die Hermes-Verpackungsvorgaben nicht (siehe vorheriger Abschnitt), aber in der Praxis pocht Hermes nicht auf die Einhaltung der Regeln. Sobald Ihr Hermes-Paketshop einen Plastik- oder Papierbeutel annimmt, können Sie davon ausgehen, dass die Verpackung in Ordnung ist und die Sendung den Empfänger erreicht.
Abbildung oben: Diese unförmige Versandtasche würde DHL als Sperrgut einstufen; Hermes vermutlich nicht.