Neue Methode: Deutsche Post will Brieflaufzeiten selber messen


Das Marktforschungsinstitut Quotas verschickt eigenen Angaben zufolge jährlich 300.000 Briefe, um die Brieflaufzeiten im Auftrag der Deutschen Post zu untersuchen. Die Menge der Testbriefe klingt hoch, doch im Vergleich zu den 14,1 Milliarden Briefen, die die Deutsche Post in einem Jahr befördert, ist sie verschwindend gering.

Umgerechnet ca. 900 Testbriefe pro Tag sind zu wenig, um regionale Verzögerungen aufzudecken. Vermutlich aus diesem Grund setzt die Deutsche Post eine neue Methode zur Laufzeitmessung ein. Hierbei werden keine Testbriefe verschickt, sondern die Lieferzeiten gewöhnlicher Briefe ausgewertet.

In ihren Handscannern erhalten Zusteller der Deutschen Post zufallsbasiert Aufforderungen, Briefsendungen zu scannen, bevor sie sie beim Empfänger einwerfen. Gescannt werden Briefe, Dialogpost und Pressepost, vorausgesetzt, ein Matrixcode ist auf der Sendung vorhanden.

In einer internen Mitteilung der Post heißt es:

"Die neuen Scans in der Auslieferung werden mit Daten aus der Sortierung kombiniert, um die Laufzeit für Briefprodukte nach der Eingangsbearbeitung zu ermitteln. So erhalten wir zukünftig eine viel größere Transparenz - das hilft vor Ort dabei, besser zu steuern und so die Kundenzufriedenheit zu verbessern. Zudem können wir auch externe Messungen und entsprechende Kosten reduzieren

Unser Ziel ist es - analog zu Paket - Laufzeiten für Briefprodukte mehr und mehr selbst auf Basis eigener Daten zu messen und externe Messungen zurückzufahren."

Ein Zusteller bestätigte Paketda, dass die Funktion Anfang Mai 2023 aktiviert wurde (Screenshots siehe unten). Während der Zustelltour erscheinen Aufforderungen, den nächsten Brief / Dialogpost / Pressepost zu scannen, sofern ein Matrixcode auf der Sendung vorhanden ist.

Internetmarken, Briefmarken mit Matrixcode und DV-Freimachungen sind scanbar, so dass für solche Sendungen der Zustellzeitpunkt dokumentiert werden kann. Endkunden sehen die Zustellung nicht in der Sendungsverfolgung, denn der Scan dient nur der Laufzeitmessung.

Theoretisch wäre denkbar, dass die Messdaten eines Tages der Bundesnetzagentur zur Verfügung gestellt werden. Im Eckpunktepapier zur Novelle des Postgesetzes schlägt das Wirtschaftsministerium nämlich vor, dass Daten aus der Sendungsverfolgung "die Bundesnetzagentur bei der Überwachung von Laufzeitvorgaben unterstützen" könnte. Ob dies wirklich ins Gesetz einfließt, ist aber noch unklar.

Wahrscheinlich hat die neuartige Laufzeitmessung bei der Deutschen Post vorwiegend interne Gründe, damit sich die Informationslage auf der letzten Meile verbessert und regionale Probleme in den insgesamt 55.000 Zustellbezirken schneller bemerkt werden. Das ist aus Kundensicht begrüßenswert.

Scannung für die Laufzeitmessung


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