Hermes zieht Konsequenzen aus Razzien bei Subunternehmern

Hermes zieht Konsequenzen aus den jüngsten Razzien bei Subunternehmern (Paketda berichtete). Bis Herbst 2018 will Hermes folgende interne Maßnahmen umsetzen (Quelle: newsroom.hermesworld.com).

  • Subunternehmer, die ihren Firmensitz im Ausland haben, können nicht mehr für Hermes tätig sein.
  • Mitarbeiter aus Nicht-EU-Ländern, die für Hermes arbeiten, müssen regelmäßig ihren Aufenthaltstitel vorlegen.
  • Das Subunternehmer-Überprüfungssystem von SGS TÜV Saar wird "über die gesamte Organisation sukzessive verschärft"

Die kürzlich vom WDR in Nordrhein-Westfalen aufgedeckten Verstöße bei zwei Hermes-Subunternehmern führten dazu, dass Hermes diesen Subunternehmern gekündigt hat. Eine Kündigung war laut Hermes bereits zum 1. Oktober wirksam, also bevor der WDR-Bericht erschien. Die zweite Kündigung konnte dem Subunternehmer erst am 15.12. zugestellt werden. Es handelt sich um eine ordentliche Kündigung, so dass der Subunternehmer noch bis Ende der Vertragslaufzeit für Hermes tätig sein darf.

Frank Rausch, CEO von Hermes Germany, kommentiert die Ereignisse wie folgt: "Wir legen hohen Wert auf eine rechtmäßige, langfristige und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit unseren 400 Servicepartnern, die in den allermeisten Fällen erfolgreich und unbeanstandet funktioniert. Dennoch müssen wir erkennen, dass es trotz aller Bemühungen offenkundig Betrugs- und Missbrauchsfälle gibt, die darauf abzielen, gesetzliche Regelungen mit krimineller Energie vorsätzlich zu unterlaufen. Verstöße gegen Recht und Gesetz werden von uns nicht toleriert."

Und weiter: "In beiden Fällen gab es für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit keine Basis mehr. Betonen möchte ich allerdings, dass uns beide Vorgänge durch unserer etabliertes Auditierungssystem bereits bekannt und in Bearbeitung waren. Die grundlegende Wirksamkeit unseres Prüfsystems steht daher für mich außer Frage. Gleichwohl werden wir unser Auditierungssystem mit Blick auf die aktuelle Entwicklung in Handel und Logistik weiterhin fortlaufend optimieren."


Und wer ist eigentlich Frank Rausch?

Bei Hermes arbeiten allerhand Manager, aber wer ist eigentlich wofür zuständig? Bei DPD ist die Sache einfacher: da äußert sich üblicherweise Deutschland-Chef Boris Winkelmann gegenüber der Presse. Bei DHL sind es Konzernchef Frank Appel oder Vorstandsmitglied Jürgen Gerdes. Damit Sie auch bei Hermes den Überblick behalten, hier ein paar Manager, die einem üblicherweise in Pressestatements begegnen:

Einige Manager von Hermes, Otto, ECE

Carole Walker, CEO Hermes Europe GmbH
Sie war lange Zeit Chefin von Hermes UK und wurde im November 2017 CEO ("Vorsitzende der Geschäftsführung") der Hermes Europe GmbH. Dieses Unternehmen steuert die einzelnen Ländergesellschaften wie z.B. Hermes Germany, Hermes UK und Hermes France.

Frank Rausch, Ehemaliger CEO Hermes Germany GmbH
Die Geschäftsführung von Hermes Germany besteht aus fünf Personen mit unterschiedlichen Aufgabengebieten. Frank Rausch war Vorsitzender (CEO) dieser Geschäftsführung. Als CEO war er sozusagen der Oberchef und verantwortete die Aktivitäten von Hermes in Deutschland insgesamt. Er war seit 2003 bei Hermes und wurde im Juni 2018 von Europa-Chefin Carol Walker gefeuert.

Dirk Rahn, Chief Operating Officer (COO) Hermes Germany GmbH
1990, als die Lieferwagen noch mit der Aufschrift Hermes Versand Service herumfuhren, kam Dirk Rahn zu Hermes. In 2011 wurde er "Geschäftsführer Operations" von Hermes Deutschland. Heute bezeichnet Hermes das Amt als Chief Operating Officer. Rahn ist dafür verantwortlich, dass die logistischen Prozesse funktionieren. Zuletzt äußerte er sich zur Einführung von Mengenbegrenzungen im Weihnachtsgeschäft.

Hanjo Schneider, Vorstand der Otto Group für das Segment Service und Aufsichtsratsvorsitzender der Hermes Europe GmbH
In den vergangenen Jahren war Hanjo Schneider wohl das Aushängeschild von Hermes, weil er auch mit unpopulären Forderungen an die Öffentlichkeit ging. Wie z.B. 2014, als er das versandkostenfreie Einkaufen und Retournieren bemängelte (siehe Paketda-Bericht von damals).

Schneider hat viele unterschiedliche Positionen bei Hermes und dem Mutterkonzern Otto inne. Damit muss man sich allerdings nicht mehr befassen, weil er zum 31.12.2017 seine Ämter aufgibt und in Südafrika urlaubt. Lesenswert ist sein Abschiedsinterview in der DVZ. Darin kündigt er mittelfristig 5000 neue Hermes-Paketshops an und meint, dass die Paketmengen derzeit viel zu schnell ansteigen, "als dass man mit wirtschaftlich vertretbaren Investitionen dagegen anbauen kann".

Weil es noch keinen Nachfolger für Hanjo Schneider gibt, erledigt Alexander Birken, Vorstandsvorsitzender der Otto Group, den Posten übergangsweise mit.

Dr. Andreas Mattner, Geschäftsführer Office, Traffic, Industries bei der ECE Projektmanagement GmbH & Co. KG
Dr. Mattner sieht man z.B. bei Spatenstichen oder Einweihungen neuer Hermes-Paketzentren. Er ist einer von mehreren Geschäftsführern des Unternehmens ECE. Genau wie Hermes gehört ECE zum Otto-Konzern. ECE plant, baut und vermietet Gewerbeimmobilien wie z.B. Einkaufscenter, Bürohäuser, Hotels oder eben auch Logistikzentren.


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