Im März 2022 gaben DHL und Deutsche Bahn bekannt, gemeinsame Abholstationen an Bahnhöfen aufzustellen. Name: "Box - Die Abholstation". Besonderheit: Nicht nur DHL kann die Stationen beliefern, sondern auch lokale Händler. Aktuell gibt es 150 Stationen, bis Ende 2023 sind 800 geplant.
Um eine Bestellung eines lokalen Händlers abzuholen, muss im Display der Packstation "Box - Die Abholstation" ausgewählt werden. Den Abholcode erhalten Kunden per E-Mail vom Händler. Es ist keine Registrierung bei DHL notwendig.
Vielen Dank an Luna für das Foto.
Der Deutschen Bahn ist es in den letzten 9 Monaten offenbar nicht gelungen, Händler vom Konzept der Abholbox zu überzeugen. Der Start erfolgt mit mageren 4 Kooperationspartnern, von denen praktisch nur einer nutzbar ist:
- apominga.de: Versandapotheke. Gratis Lieferung an DB Box.
- moot.eco: Bekleidung. DB Box im Checkout nicht wählbar.
- waschmal.de: DB Box auf Website nicht verzeichnet.
- gc-gruppe.de: nur für Gewerbetreibende (Haustechnik)
Nachtrag: Warenlieferungen an die "Box" müssen Händler dort selbst einlegen und können diese Aufgabe nicht an DHL übertragen. Deshalb können Händler nur die Boxen im Umkreis ihres Firmensitzes beliefern. Im Beispiel von Apominga ist das z.B. der Großraum München.
Aus Marketingsicht hätte die Bahn lieber Händler mit hoher Markenbekanntheit gewinnen sollen. Stattdessen hat "Box - Die Abholstation" nun leider vom Start weg ein Flop-Image. Das erinnert ans Vorläuferprojekt Parcellock. Dort konnten lokale Händler ebenfalls Bestellungen einliefern. Nur eine Handvoll nutzte es.
Wo gibt es die DB Abholstationen? Eine öffentlich einsehbare Standortliste gibt es nicht. Bei Apominga.de gab es anfangs einen Standortfinder im Checkout. Dort konnte man erkennen, dass die Boxen nur in den alten Bundesländern stehen und sogar in Berlin kein Standort vorhanden ist.
Falls die DB Box scheitert, könnte DHL die 33% für die Bahn reservierten Packstation-Fächer problemlos übernehmen. Einfach die DB-Werbefolie von der Station entfernen, und es ist eine gewöhnliche Packstation.
Mehr Infos unter smartcity.db.de und box.deutschebahn.com und deutschebahn.com
Lange Wege für Zusteller?
Aufstellorte innerhalb eines Bahnhofsgebäudes können für Zusteller mit langen Laufwegen verbunden sein. Beispiel: Eine neue Packstation im Hauptbahnhof Leipzig befindet sich im Obergeschoss am Zugang zur S-Bahn. DHL-Zusteller/innen müssen in Bahnhofsnähe also einen Parkplatz finden, dann einen Rollcontainer durch den Bahnhof schieben und ihn per Fahrstuhl ins Obergeschoss befördern.
In einer Last-Mile-Studie für die Stadt Hamburg wurde dies als Hemmnis des Parcellock-Projekts eingestuft. In der Studie heißt es auf Seite 24:
"Der Betreiber Parcellock GmbH ist ein Gemeinschaftsunternehmen von den drei Paketdiensten DPD, GLS und Hermes. DHL beteiligt sich bisher nicht an der Nutzung, ebenso UPS. Das macht eine 'All-in-one-Lösung' schwierig. Außerdem müssen Logistikanbieter das ParcelLock-System in ihre internen Prozessabläufe integrieren. Durch Platzierung an Bahnsteigen und in UG-Lagen von Bahnhöfen sind die Hamburg Boxen in einigen Fällen nur mit großem zeitlichen Aufwand für Zusteller:innen erreichbar."
In Summe machen sich die Bahnhofs-Packstationen für DHL trotz längerer Wege bezahlt, weil ja Hunderte Einzelfahrten zu den Hausanschriften entfallen.