Eigentlich ist das Briefporto der Deutschen Post bis Ende Dezember 2024 festgeschrieben. Doch wegen höherer Kosten und unerwartet stark sinkender Briefmengen soll das Porto vermutlich zum 1. Januar 2024 erhöht werden. Die genaue Erhöhung ist noch unklar.
Die Deutsche Post hat bei der Bundesnetzagentur einen Widerruf des aktuell gültigen Portos beantragt. Anschließend wird mit einer speziellen Formel das neue Porto 2024 ausgerechnet. Darin fließen u.a. die Inflationsrate ein, die Kosten (z.B. Löhne, Sprit, Gebäude, etc.). und das Renditeniveau ausländischer Postgesellschaften.
Dazu sagt Nikola Hagleitner, Vorständin Post & Paket Deutschland bei Deutsche Post DHL Group:
"Eine Erhöhung der Preise fällt uns (...) nicht leicht. Aber Fakt ist, dass die von der Behörde ursprünglich unterstellten Kosten und Briefmengenentwicklungen so nicht eingetreten sind. Angesichts drastisch gestiegener Kosten durch Inflation, höhere Energiepreise und den sehr hohen Tarifabschluss 2023 sowie deutlich stärker abnehmende Briefmengen führt an einer vorzeitigen Erhöhung des Portos kein Weg vorbei."
Vor wenigen Tagen hatte bereits der neue Postchef Tobias Meyer angekündigt, die Erfolgsaussichten einer Portoerhöhung intern auszurechnen. Wenn "gewisse Parameter erfüllt seien" werde die Post einen Antrag auf Portoerhöhung bei der Bundesnetzagentur stellen. Das ist nun eingetroffen.
Spekulation: Vorzeitige Erhöhung des Briefportos?
So berichtete Paketda am 17. April 2023
Auf briefmarken.de erschien kürzlich ein Bericht, wonach die Deutsche Post aufgrund der hohen Inflationsrate und des neuen Tarifvertrags mit Verdi versuchen könnte, das Briefporto vorzeitig zu erhöhen. Eigentlich gilt es bis Ende 2024.
Wie Briefmarken.de unter Berufung auf die FAZ berichtet, sei eine "Wiederaufnahme eines Verfahrens rechtlich jederzeit möglich". Damit ist das Porto-Genehmigungsverfahren bei der Bundesnetzagentur gemeint.
Die Deutsche Post bewertet die Situation jedoch anders und plant keine vorzeitige Portoerhöhung. Das berichtete ebenfalls die FAZ am 20.3.2023 (Quelle). Zitat:
"Das allgemeine Briefporto ist noch bis Ende 2024 festgeschrieben und könnte vorher nur mit Zustimmung der Bundesnetzagentur verändert werden. Auch diese Möglichkeit hat die Post sondiert, aber den Antrag mangels Erfolgsaussichten schließlich verworfen."
Auswirkungen des neuen Postgesetzes aufs Briefporto
Völlig ausgeschlossen ist eine vorzeitige Portoerhöhung trotzdem nicht. Sollte gegen Ende 2023 das neue Postgesetz in Kraft treten, werden damit voraussichtlich zwei Liefergeschwindigkeiten für Briefe erlaubt. Schnelle Briefe werden teurer als langsame Briefe.
Das Porto für schnelle und langsame Briefe darf die Post nicht freihändig festlegen, sondern sie benötigt eine Genehmigung der Bundesnetzagentur.
Die große Frage ist, ob die Deutsche Post die zwei Brief-Geschwindigkeitsstufen bereits am 1.1.2024 aktiviert oder freiwillig bis zum 1.1.2025 wartet. Die Einführung im Jahr 2024 hätte für die Post den Vorteil, dass im neuen, vorgezogenen Genehmigungsverfahren die Kostensteigerungen (Inflation, Löhne, usw.) berücksichtigt werden und schon 2024 anstatt erst 2025 an uns Kunden weitergegeben werden.
All dies ist jedoch spekulativ. Zuerst muss das Postgesetz reformiert werden und die neuen Liefergeschwindigkeiten festgelegt werden. Im zweiten Schritt folgen dann die Portokalkulation und das Genehmigungsverfahren.
Wird das Briefporto günstiger? Wahrscheinlich nicht
So berichtete Paketda im Januar 2023
Kürzlich gab es erneut Medienberichte darüber, dass Politiker ein günstigeres Briefporto fordern, sofern der Deutschen Post längere Lieferzeiten erlaubt werden (Quelle). Ähnlich äußerte sich auch Bundesnetzagentur-Chef Klaus Müller im November 2022 (Twitter).
Doch die Aussichten auf ein Porto von weniger als 85 Cent sind schlecht. Selbst wenn die Deutsche Post durch einen langsameren Brieftransport 5% ihrer Kosten einsparen könnte, läge die Inflationsrate deutlich höher. Beides wird gegeneinander aufgerechnet, so dass das Briefporto steigt, sofern die Inflation höher als die Kosteneinsparung ist.
In Deutschland ist das Briefporto bis Ende 2024 festgeschrieben. Bei einer anschließenden Portogenehmigung von 2025 bis Ende 2027 würde die Inflationsrate vom 01.07.2023 bis 30.06.2026 zugrunde gelegt werden. So steht es in der Porto-Berechnungsformel der Bundesnetzagentur (Quelle). Aber: Die hohe Inflationsrate von 7,9 Prozent des Jahres 2022 bliebe in der Formel unberücksichtigt. Ob die Deutsche Post damit einverstanden ist?
Wie dem auch sei: Mit dem folgenden Portorechner lässt sich näherungsweise ermitteln, wie stark das Porto für einen Standardbrief ab 2025 steigen könnte. Die eingetragenen Werte sind geschätzte Inflationsraten der nächsten Jahre.
Jahr | Inflation |
07/2023 - 06/2024 | % |
07/2024 - 06/2025 | % |
07/2025 - 06/2026 | % |