Es gibt keine Streiks mehr bei Deutsche Post DHL. Am 31. März 2023 haben sich die Beschäftigten der Deutschen Post AG mit 61,7 Prozent für die Annahme des Tarifergebnisses entschieden. Mehr dazu in diesem Artikel.
Die nachfolgenden Infos sind aus dem Frühjahr 2023 und inzwischen nicht mehr aktuell.
Deutsche Post DHL hat Notfallpläne für kommende Streiks in der Schublade
Vom 20. Februar bis zum 8. März läuft die Urabstimmung der Gewerkschaft Verdi. Während der Abstimmung drohen keine Streiks. Doch ungefähr ab 9. März wird das Ergebnis feststehen. Lehnen dann mindestens 75% der Befragten die von der Deutschen Post AG angebotene Lohnerhöhung ab, gibt es unbefristete Streiks. Briefe und Pakete würden ausgerechnet in den Wochen vor Ostern liegen bleiben.
Thomas Ogilvie, Post-Personalvorstand, erklärt in einem Interview mit der Berliner Morgenpost:
"Wir haben Notfallpläne vorbereitet, damit die Beeinträchtigungen für die Kunden so gering wie möglich ausfallen. Es gibt Bereiche, in denen wir mit Drittkräften arbeiten könnten. Bisher haben wir bis Ende Juni die Fremdvergabe der Briefzustellung vertraglich ausgeschlossen. Das steht jetzt auf dem Prüfstand. Für die kommenden Wochen haben wir alle Pläne in der Schublade."
Deutsche Post DHL bietet durchschnittlich 11,5 Prozent mehr Lohn an. Verdi bezeichnet das Angebot als "Mogelpackung", weil ein Großteil der Lohnerhöhung als steuerfreie Inflationsprämie ausgezahlt werden soll. Der eigentliche Tariflohn wird in 2023 gar nicht erhöht und in 2024 gering. Die steuerfreie Inflationsprämie fällt am 1. Januar 2025 wieder weg, so dass dann nach Angaben von Verdi ein Einkommensverlust entsteht.
Infografiken von Verdi:
Verdi lehnt 11,5% Lohnerhöhung ab / Deutsche Post verärgert
Die Gewerkschaft Verdi lehnt eine von der Deutschen Post AG angebotene Lohnerhöhung in Höhe von durchschnittlich 11,5 Prozent ab. Verdi fordert 15 Prozent mehr Lohn aufgrund der hohen Inflationsrate.
Verdi startet nun eine Urabstimmung unter den Gewerkschaftsmitgliedern. Falls 75% der Mitglieder das Post-Angebot ablehnen, folgt ein unbefristeter Streik. Die Mitglieder können das Angebot auch annehmen. Verdi empfiehlt aber eine Ablehnung.
- Die gute Nachricht für Postkunden: Es gibt keine Streiks, bis das Ergebnis der Urabstimmung feststeht (in ca. 2-3 Wochen).
- Die schlechte Nachricht: Sobald das Ergebnis der Urabstimmung feststeht, folgt vermutlich ein langer, deutschlandweiter Streik.
Christina Dahlhaus, Vorsitzende der kleineren Postgewerkschaft DPVKOM, wurde in der Welt am Sonntag vom 12.02.2023 wie folgt zitiert: "Das ist das beste Angebot, das es seit Jahren bei der Post gegeben hat. Es erfüllt sämtliche unserer Forderungen." Am Folgetag korrigiert sich Dahlhaus wie folgt:
"Mein gestern in der Welt am Sonntag veröffentlichtes Zitat, wonach das Tarifangebot der Deutschen Post sämtliche Forderungen der DPVKOM erfüllt, ist nicht korrekt wiedergegeben. Richtig ist, dass das Angebot des Arbeitgebers einzelne Regelungen beinhaltet, die wir gefordert haben. Dazu zählen zum Beispiel die sofortige Zahlung des Weihnachtsgeldes und die Gewährung der vollen Inflations-ausgleichsprämie von 3.000 Euro. Von unseren Forderungen zu den Entgeltforderungen bzw. Eingruppierungen ist das Angebot aber noch weit entfernt."
Thomas Ogilvie, Konzernvorstand Personal bei der Deutschen Post AG, ist über die Ablehnung durch Verdi verärgert:
"Ver.di hat eine historische Chance verspielt, die Zukunft der Deutschen Post in Deutschland zu sichern. Wir sind mit diesem Angebot an die Grenze des finanziell Machbaren gegangen, um besonders diejenigen unserer Beschäftigten zu unterstützen, die am stärksten die Herausforderungen der letzten Monate gespürt haben.
Nach intensiven und bislang konstruktiven Verhandlungen ist es nicht nachvollziehbar, dass die Gewerkschaft die Zukunft des Brief- und Paketgeschäftes und damit auch viele Arbeitsplätze aufs Spiel setzt. Jetzt ist ver.di am Zug, diese Entwicklung noch zu stoppen."
Das steht im Angebot der Post
Alle Tarifbeschäftigten und Auszubildenden sollen rückwirkend ab dem 1. Januar 2023 über zwei Jahre eine steuerfreie Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 3.000 Euro erhalten.
Außerdem sieht das Angebot eine Erhöhung aller tariflichen Entgelte und Ausbildungsvergütungen um insgesamt 340 Euro pro Monat in zwei Stufen ab Anfang 2024 vor. Dies entspricht einem Einkommenszuwachs von insgesamt 4.420 Euro pro Jahr.
Das Einstiegsgehalt für einen Paketsortierer würde sich um 20,3 Prozent erhöhen. Eine neu eingestellte Zustellerin bekäme rund 18 Prozent mehr im Monat. Beamtinnen und Beamte würden von einer Verlängerung der zum 31.12.2022 ausgelaufenen Postzulage bis zum 31.12.2024 profitieren.
Laufzeit des neuen Tarifvertrags: 31.12.2024
Verdi fordert 15% mehr Lohn. Deutsche Post DHL lehnt ab.
Die Gewerkschaft Ver.di fordert 15% Lohnerhöhung sowie 200 Euro mehr für Azubis und Dual Studierende.
Die Deutsche Post AG hofft "auf eine Einigung, die auf das erklärte Ziel einzahlt, bester Arbeitgeber der Branche zu sein, dabei aber Freiraum für Investitionen zulässt und angemessene strukturelle Maßnahmen erlaubt, um flexibel zum Beispiel auf Schwankungen der Sendungsmengen reagieren zu können."
Die Deutsche Post teilte schon Ende 2021 mit, dass ihre Mitarbeiter mit keinem starken Lohnzuwachs rechnen können, weil das Briefporto in Deutschland zu niedrig sei (Quelle).
Verdi argumentiert, dass die Deutsche Post AG "auf das erfolgreichste Jahr in der Konzerngeschichte mit einem operativen Ergebnis von 8,4 Milliarden Euro zusteuert". Dieses Geld wird aber nicht allein von Mitarbeitern in Deutschland erwirtschaftet (um die es beim aktuellen Tarifvertrag geht).
Im Jahr 2021 wurde der Gesamtgewinn der Post "nur" zu 22% im Geschäftsbereich "Post & Paket Deutschland" erwirtschaftet. Der Rest kam hauptsächlich aus dem internationalen Geschäft von DHL Express und DHL Freight.
Die alternative Gewerkschaft DPVKOM fordert in den Tarifverhandlungen 12% mehr Lohn. Zusätzlich soll jede/r Mitarbeiter/in von der Post 3.000 Euro steuerfreie Inflationsausgleichsprämie erhalten.
Übrigens: Der einmonatige Poststreik 2015 verursachte bei der Deutschen Post Kosten bzw. Mindereinnahmen in Höhe von 100 Millionen Euro (Quelle: Tagesspiegel).
September 2020: Verdi einigt sich mit Deutsche Post DHL
So berichtete Paketda im September 2020
Bis 31.12.2022 müssen Verbraucher keine Poststreiks mehr befürchten. Denn bis dahin läuft der jetzt ausgehandelte Tarifvertrag zwischen der Gewerkschaft Verdi und Deutsche Post DHL (Quelle). Die Vereinbarung umfasst folgende Kernpunkte:
- Lohnsteigerung um 3,0 Prozent ab 1. Januar 2021
- Weitere Steigerung um 2,0 Prozent ab 1. Januar 2022
- Azubivergütung steigt um monatlich 50 Euro zum 1.1.2021 und um 40 Euro zum 1.1.2022
- Keine betriebsbedingten Kündigungen bis 31.12.2023
- Keine Fremdvergabe in der Brief- und Verbundzustellung bis 31.12.2023
Ursprünglich hatte Deutsche Post DHL nur eine Lohnerhöhung von 1,5 Prozent über 12 Monate angeboten. Verdi forderte eine Erhöhung um 5,5 Prozent. Die jetzt ausgehandelte 5-prozentige Lohnerhöhung in zwei Stufen kann als voller Erfolg für die Gewerkschaft gewertet werden.
Dass Deutsche Post DHL das ursprüngliche Angebot so schnell auf 5 Prozent erhöht hat, deutet darauf hin, dass die 1,5-prozentige Lohnerhöhung sowieso nicht ernst gemeint war. Hätte die Post von Anfang an 5 Prozent mehr Lohn angeboten, wäre es zu keinen Streiks gekommen, weil die Differenz zur Verdi-Forderung nur mickrige 0,5 Prozent beträgt.