Alexander Birken, Chef der Otto Group, hat eine ungewöhnlich niedrige Quote für Next-Day-Lieferungen veröffentlicht: Derzeit werden in Deutschland weniger als 20 Prozent der Otto.de-Bestellungen am nächsten Tag ausgeliefert.
Manager beim Konkurrenten Amazon.de würden mit solchen Werten sicherlich nicht lange im Job bleiben. Die langsame Versandgeschwindigkeit von Otto.de liegt vermutlich am saftigen Aufpreis für 24-Stunden-Lieferungen. Laut Otto-Website werden 12,90 Euro für 24h-Express berechnet, während die Standardlieferung nur 2,95 Euro Versand kostet. Außerdem gilt für 24h-Express ein recht früher Bestellschluss, nämlich 13 Uhr des Vortages.
Alexander Birken hat Verbesserungsbedarf erkannt. Mit einem neuen Logistikstandort in Ilowa, Polen soll die Next-Day-Quote "deutlich vorangebracht" werden. Die Inbetriebnahme des Logistikzentrums ist im Frühjahr 2024 geplant.
Quelle: Hamburger Abendblatt.
Otto-Chef über Hermes: »Wir lieben euch«
So berichtete Paketda im November 2021
Alexander Birken, Vorstandsvorsitzender der Otto Group, wurde in einem Podcast der WirtschaftsWoche interviewt. Er erklärte mit Hinblick auf das Weihnachtsgeschäft, dass Hermes aktuell keine Probleme bei der Personalgewinnung habe. Es wurde in letzter Zeit "sehr kräftig rekrutiert, und das hat sehr gut funktioniert", so Birken.
Birken: "Viele ehemalige Restaurant-Mitarbeiter haben sich umorientiert. Die sagen im Zweifel: Mit dem Trinkgeld hätte ich in der Gastronomie ein bisschen mehr Geld verdient, aber tatsächlich ist es mir ein höheres Gut, am Freitag- und Samstagabend zu Hause zu sein oder mit Freunden was zu machen. Und ich mache diesen Job [als Zusteller/in] gerne."
Die Logistikcenter von Hermes seien aktuell zu 95% ausgelastet. Als vor einigen Jahren mit dem Neubau zahlreicher Hermes-Logistikcenter in Deutschland begonnen wurde, rechnete man eher damit, sich ganz schön anstrengen zu müssen, um eine Auslastung von 85 bis 90 Prozent zu schaffen.
Birken dementierte außerdem Marktgerüchte, wonach Otto das Tochterunternehmen Hermes loswerden wolle. Man habe sich lediglich von Hermes UK und Mondial Relay in Frankreich getrennt, weil Otto dort kaum Handelsgeschäft betreibe (Paketda berichtete).
In Deutschland besitzt Otto noch 75% von Hermes. 25% wurden an einen Finanzinvestor verkauft. Otto habe nicht die Absicht, sich von Hermes zu trennen, versicherte Alexander Birken, und sagte im Podcast: "Falls jetzt ein Hermes-Kollege zuhört: Wir lieben euch Hermes-Kollegen und ihr gehört dazu."
Der Otto-Chef äußerte sich auch zur Schließung des Retourencenters in Hamburg, wodurch mehr als 800 Arbeitsplätze weggefallen sind:
"Da ringt man irrsinnig hart mit sich selbst. Man weiß genau, wirtschaftlich gibt es überhaupt keinen Weg, der daran vorbeiführt. Man muss es leider tun, weil diese Wertschöpfung [Retourenbearbeitung] von keinem Konkurrenten mehr in Deutschland erbracht wird, sondern alles im osteuropäischen Ausland ist. Wir haben uns 10 Jahre lang dagegen gewehrt und gesagt: Nein, aus sozialen Gründen machen wir das nicht. Aber irgendwann geht es nicht mehr."
Für die Zukunft rechnet Alexander Birken damit, dass Amazon auch Pakete anderer Händler ausliefern wird. Dadurch könne die Auslastung des Systems verbessert und die Zustellkosten reduziert werden. Otto bzw. Hermes hat davor allerdings keine Angst, weil Hermes jährlich mehr Neugeschäft hinzugewinnt als das Gesamtgeschäft mit Amazon beträgt.