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Europäisches Briefporto im Vergleich: Deutsche Post verschweigt wieder Details


Die Deutsche Post hat eine neue Porto-Vergleichsstudie veröffentlicht. Demnach kostet ein Standardbrief durchschnittlich 1,61 Euro, und Deutschland hat das viertgünstigste Porto von insgesamt 31 untersuchten Ländern (Quelle).

Stimmt das, oder sind es Werbeaussagen? Ein differenziertes Ergebnis offenbart die im April erschienene Porto-Vergleichsstudie der Bundesnetzagentur (Quelle: PDF).

Während die Deutsche Post immer die schnellste (und somit teuerste) Tarifstufe für ihren Vergleich heranzieht, unterscheidet die Bundesnetzagentur nach schnellen und langsamen (günstigen) Tarifen.

Die Deutsche Post begründet ihre Methodik mit den schnellen Brieflaufzeiten in Deutschland, so dass ein Vergleich mit E+1-Tarifen im Ausland gerechtfertigt sei. Kritikwürdig ist jedoch, dass die Deutsche Post den Eindruck erweckt, als seien Menschen im Ausland gezwungen, die teuren Tarife zu nutzen.

In "Griechenland muss man sich über neun (...) Minuten seiner Arbeit widmen, um sich einen Briefversand leisten zu können", schreibt die Post. Diese Aussage ist für sich genommen falsch, weil 4,3 Minuten Arbeitszeit für einen Griechen genügen, um sich eine Briefmarke zu kaufen. Und zwar für den günstigen, zwei Tage langsameren B-Tarif für 90 Cent (vs. 1,90 Euro für schnelle A-Post).

Beispiel Schweiz: Dort besteht das Briefaufkommen zu 66 % aus B-Post und zu 33 % aus A-Post (Quelle). Ein fairer Portovergleich würde diese Verteilung berücksichtigen und nicht 100% A-Post-Volumen unterstellen.

Hinzu kommt die schwierige Vergleichbarkeit der Tarife. Laut Bundesnetzagentur gilt in 19 Ländern keine 20-Gramm-Grenze für Standardbriefe wie in Deutschland. Häufig liege die Grenze bei 50 Gramm. In UK, Irland und der Schweiz darf ein Standardbrief 100 Gramm wiegen, in Estland 250 Gramm und in Polen sogar 500 Gramm.

Europäisches Durchschnittsporto* laut Bundesnetzagentur:

  • Standardbrief E+1 (schnell): 1,55 Euro
  • Standardbrief E+X (langsam): 0,92 Cent

* Angegeben sind Realpreise, d.h. Nominalporto abzüglich der Inflationsrate 2022

Fazit: Im Vergleich zu 1,55 Euro für A-Post ist das deutsche Briefporto wirklich günstig. Im Vergleich zu 92 Cent für B-Post ist der Unterschied weniger krass. Hier liegt Deutschland mit Platz 12 von 30 im guten Mittelfeld.

Mit dem neuen Postgesetz (möglicherweise ab 2024) werden vermutlich auch in Deutschland zwei Geschwindigkeitsstufen für Briefe angeboten. Das wird den Portovergleich mit dem Ausland erleichtern.





Europäisches Briefporto ist günstiger als die Deutsche Post behauptet

So berichtete Paketda im Oktober 2021


Aufgrund der bevorstehenden Portoerhöhung 2022 verweist die Deutsche Post auf eine selbst durchgeführte Vergleichsstudie, wonach der "europäische Durchschnittspreis für den Standardbrief 1,17 Euro" beträgt und das deutsche Porto auch nach der Preiserhöhung "weiterhin preislich im unteren Mittelfeld Europas rangieren" wird (Quelle).

Diese einseitige Darstellung wird seitdem von Medien weiterverbreitet. Die Portostudie der Deutschen Post zeichnet ein verzerrtes Bild, weil der deutsche Standardbrief für 80 Cent beispielsweise mit einem griechischen A-Brief (Prio) für 1,90 Euro verglichen wird, obwohl der griechische B-Brief nur 90 Cent kostet.

Im Ausland können Postkunden oft zwischen teurer A-Post mit eintägiger Lieferzeit wählen und preiswerter B-Post mit 2 bis 5 Tagen Lieferzeit.

Die Portostudie der Deutschen Post berücksichtigt ausschließlich A-Post. Führt man den Preisvergleich auf Basis von B-Post durch, beträgt der europäische Durchschnitt für einen Standardbrief nur 86 Cent und nicht 1,17 Euro.

Besonders frech: Ausgerechnet bei ihrem eigenen Vergleichswert setzt die Deutsche Post nicht 1,80 Euro für einen schnellen Prio-Brief an, sondern den preisgünstigeren Standardbrief für 80 Cent.

Die folgende Vergleichstabelle zeigt die Preisunterschiede zwischen A- und B-Post auf.


Europäischer Portovergleich

Stand 27.10.2021. Alle Beträge in Euro. * = aus Fremdwährung umgerechnet.

A-Post B-Post Link
Norwegen * 1,86 1,86 Quelle
Finnland 3,35 1,85 Quelle
Island * 1,49 1,49 Quelle
Dänemark * 3,90 1,48 Quelle
Schweden * 1,20 1,20 Quelle
Italien 2,80 1,10 Quelle
Irland 1,10 1,10 Quelle
Belgien 1,57 1,07 Quelle
Frankreich 1,28 1,06 Quelle
Lettland 1,00 1,00 Quelle
Niederlande 0,96 0,96 Quelle
Griechenland 1,90 0,90 Quelle
Estland 1,50 0,90 Quelle
Schweiz * 0,94 0,80 Quelle
Luxemburg 0,80 0,80 Quelle
UK * 1,01 0,78 Quelle
Tschechien * 1,01 0,74 Quelle
Österreich 0,85 0,74 Quelle
Polen * 0,89 0,71 Quelle
Spanien 0,70 0,70 Quelle
Slowakei 0,80 0,65 Quelle
Slowenien ** 0,67 0,62 Quelle
Ungarn * 0,55 0,55 Quelle
Portugal 0,70 0,54 Quelle
Litauen 0,55 0,49 Quelle
Kroatien * 0,86 0,44 Quelle
Rumänien * 0,63 0,40 Quelle
Zypern 0,41 0,34 Quelle
Bulgarien * 0,56 0,33 Quelle
Malta 0,30 0,30 Quelle
Durchschnitt 1,17 0,86 

* Kann Währungsschwankungen unterliegen
** Es gab eine Preiserhöhung am 1.9.2021



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Ist das Briefporto in Deutschland günstig oder nicht?

So berichtete Paketda im Mai 2020

Einmal jährlich veröffentlicht die Deutsche Post einen Bericht über die Briefpreise in Europa. Der Bericht wird herausgegeben vom "Zentralbereich Politik und Regulierungsmanagement" und verfolgt deshalb wohl das Ziel, Politiker und Öffentlichkeit davon zu überzeugen, dass Deutschland ein verhältnismäßiges günstiges Briefporto hat (Portotabelle hier).

"Deutschland ist nach Malta und der Schweiz das Land mit den erschwinglichsten Briefpreisen", teilte die Post in einer Pressemeldung mit. In dem Bericht (hier als PDF) werden detaillierte Berechnungen angestellt, um das deutsche Briefporto international zu vergleichen. Zum Beispiel inflationsbereinigt, bereinigt um Personalkosten, bereinigt um Kaufkraftunterschiede oder anhand der Minutenzahl, wie lang Europäer für das Porto eines Standardbriefs arbeiten müssen (Griechenland: 9 Minuten, Deutschland: 1,5 Minuten).

Im letzten Schritt fasst die Deutsche Post alle Faktoren zusammen und bildet ein "konsolidiertes Ergebnis" der europaweiten Briefpreise. Die nachfolgende Grafik zeigt, dass Deutschland auf Platz 26 rangiert, zwei Stellen tiefer als im Vorjahr. Die Deutsche Post attestiert sich deshalb für den inländischen Standardbrief "ein sehr günstiges Angebot mit einem hervorragenden Preis-Leistungs-Verhältnis".

Deutsche Post: Briefporto im europaweiten Vergleich




Bundesnetzagentur vergleicht das Porto differenzierter

Als Gegenstück zu den Ergebnissen der Deutschen Post veröffentlichte die Bundesnetzagentur ebenfalls einen Briefporto-Vergleich. Die Ergebnisse der Behörde befinden sich auf den Seiten 96 und 97 ihres Jahresberichts 2019 (hier als PDF).

Die Bundesnetzagentur kommt zum Ergebnis, dass das Inlandsporto "für den Standard- und Kompaktbrief über dem jeweiligen europäischen Durchschnittswert liegt. Die Produkte Groß- und Maxibrief werden hingegen im Vergleich zum europäischen Durchschnitt deutlich günstiger angeboten (rund 33 Prozent im Vergleich zum Mittelwert)."

Die Bundesnetzagentur hat berücksichtigt, dass in vielen Ländern zwei Geschwindigkeiten für Briefe angeboten werden: Prio mit Zustellung am Folgetag (E+1) und Standard mit undefinierter Lieferzeit (E+X).

In Deutschland kostet ein Standardbrief mit Prio-Zuschlag 1,80 Euro. Diesen Wert hat die Deutsche Post in ihren Vergleichstabellen aber nicht angesetzt, sondern nur 0,80 Euro.

Der Portovergleich der Bundesnetzagentur zeigt ein detaillierteres Bild des europäischen Briefportos. Bei der Standard-Geschwindigkeit E+X ist das deutsche Porto teurer als in anderen Ländern. Bei der Prio-Geschwindigkeit E+1 schneidet das deutsche Porto vergleichsweise besser ab.

Bundesnetzagentur: Briefporto im europaweiten Vergleich, Stand 2019

Das deutsche Porto wird krumm dargestellt (z.B. 0,78 Euro), weil es inflationsbereinigt ist.

Die Doppelsternchen-Anmerkung "** ... mit Korrektur DK, IT, ES" hat folgende Bedeutung:

Dänemark, Italien und Spanien haben für die Lieferzeit E+1 ein ungewöhnliches hohes Porto im Vergleich zu anderen Ländern. Außerdem hat die Bundesnetzagentur festgestellt, dass bei den Versandarten "hinsichtlich der Einlieferung bzw. den Zieldestinationen zusätzliche Bedingungen und Einschränkungen bestehen" (z.B. Einlieferung vor 16 Uhr und nur in Metropolen). In Dänemark sind im Porto 25% Umsatzsteuer enthalten, was daraufhin hindeutet, dass die Versandart kein Universaldienstprodukt ist. Aufgrund dieser Besonderheiten wurden die Länder DK, IT, ES herausgerechnet und der **-Mittelwert von 0,74 Euro entstand.

Quelle: Seiten 13 + 14 im Intl. Briefpreisvergleich 2020, www.bundesnetzagentur.de


Nachtrag vom 11.05.2020
Im ausführlichen Briefpreisvergleich 2020 der Bundesnetzagentur (hier als PDF) wird auf Besonderheiten in Dänemark und den Niederlanden hingewiesen.

In beiden Ländern sind die Briefmengen stark gesunken, weil Behörden auf digitale Kommunikation mit den Bürgern umgestellt haben. PostNL (Niederlande) verzeichnete von 2010 bis 2018 einen Mengenrückgang von 55 Prozent. In Dänemark betrug der Rückgang von 2010 bis 2019 bei Nicht-Prio-Sendungen 24,7 Prozent und bei Prio-Sendungen 95,9 Prozent.


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