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Bekommt Deutschland ab 2024 originelle Briefmarken?


2024 stehen große Änderungen bei Briefmarken bevor. Bislang kann die Deutsche Post nicht selbst entscheiden, welche Themen und Motive auf Briefmarken abgebildet werden. Herausgeber der Marken ist nämlich das Bundesministerium der Finanzen. Dort entscheiden ein Programmbeirat und Kunstbeirat, wie deutsche Briefmarken aussehen (Quelle).

In einem Lizenzvertrag zwischen dem Ministerium und der Deutschen Post ist geregelt, dass die Deutsche Post Briefmarken mit dem Aufdruck "Deutschland" herstellen und verkaufen darf. Bis 2023 ist schon durchgeplant, welche Briefmarken erscheinen werden (siehe bundesfinanzministerium.de).

Wie es 2024 weitergeht, ist unklar. Als Paketda einen Briefmarkenvorschlag beim Bundesfinanzministerium einreichte, kam folgende Antwort:

"Grundsätzlich nehmen wir sämtliche Anregungen in unsere Vorschlagslisten zu den jeweiligen Programmplanungen auf, welche die Ausgabejahre in absehbarer Zukunft betreffen. Zum jetzigen Zeitpunkt ist noch nicht absehbar, ob die derzeit geübte Verwaltungspraxis in der Form fortbesteht, dass die vom Bundesministerium der Finanzen gemäß § 43 Absatz 1 Postgesetz herausgegebenen Postwertzeichen mit dem Aufdruck Deutschland nach Ablauf des Lizenzvertrages im Jahr 2023 weiter von der Deutschen Post AG produziert und verwendet werden."

Klar ist also, dass der Lizenzvertrag zwischen Finanzministerium und Deutscher Post 2023 endet. Anschließend könnte die Herausgabe deutscher Briefmarken völlig neu geregelt werden.

Beispielsweise ist denkbar, dass die Deutsche Post künftig Briefmarken in Eigenregie herausgeben darf, ohne vorherige "Genehmigung" durch den Finanzminister.

Diese Praxis besteht seit einigen Jahren in Österreich, und seitdem hat die Österreichische Post mehrere Aufsehen erregende Briefmarken herausgegeben. Zum Beispiel die erste Crypto-Briefmarke der Welt, eine Briefmarke aus Klopapier, eine Tennisball-Briefmarke oder eine FFP2-Masken-Briefmarke.


In Deutschland sind solche Kuriositäten bislang nicht möglich. Die Deutsche Post kann nicht mal eine Sondermarke zur Ukraine-Hilfe herausgeben, wie es zahlreiche andere Postgesellschaften getan haben. Das aktuelle Planungsverfahren für deutsche Briefmarken ist dafür zu langwierig.

Die Deutsche Post würde es sicherlich befürworten, künftig selbst Briefmarken herausbringen zu dürfen. Originelle Marken sorgen für Aufmerksamkeit in der Presse, animieren Menschen zum Briefeschreiben und erzielen teilweise hohe Wiederverkaufspreise unter Sammlern (Paketda berichtete).

Bevor es dazu kommt, muss allerdings das deutsche Postgesetz geändert werden. In § 43 ist das Bundesministerium der Finanzen als Herausgeber für Briefmarken festgelegt.

Die Regierung will das Postgesetz ohnehin reformieren. In diesem Zuge könnte auch die Ausgabe von Briefmarken neu geregelt werden. Bis 2024 ist ja noch etwas Zeit.

Nachtrag 1: Auf eine Kleine Anfrage von FDP-Abgeordneten antwortete die Bundesregierung im März 2021, dass das Bundesministerium der Finanzen weiterhin federführend bei der Gestaltung von Postwertzeichen sein soll. "Diese Regelung hat sich auch in den letzten Jahren bewährt, eine Änderung ist nicht geplant." Quelle: PDF

Nachtrag 2: Im Heft vom 28.10.2022 des Briefmarkenspiegels wird unter Berufung auf das Finanzministerium berichtet, dass eine europaweite Ausschreibung läuft. Es bleibt spannend, ob es ab 2024 wirklich einen neuen Lizenznehmer für Briefmarken gibt.



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Briefmarken-Gestaltung kostet jährlich ca. 1 Million Euro

So berichtete Paketda im September 2022

Die Süddeutsche Zeitung berichtet, dass "jährlich rund eine Million Euro für Gestaltung und Motivauswahlprozess" von Briefmarken ausgegeben werden. Die Kosten entstehen im Finanzministerium und nicht bei der Deutschen Post, weil das Ministerium das Aussehen aller deutschen Briefmarken vorgibt. Die Deutsche Post darf die Marken anschließend drucken lassen und verkaufen.

Die 1 Million Euro enthalten nicht die Personalkosten für die Abteilung "LB5 Postwertzeichen" im Finanzministerium. Dort sind laut SZ acht Leute beschäftigt. Im Zeitungsbericht wird außerdem erwähnt, dass jährlich "beträchtliche Restbestände" ungenutzter Briefmarken vernichtet werden.


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