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USA machen Druck: Billiges China-Porto wird abgeschafft


"Sie haben mir eine große Last von den Schultern genommen", sagte Generaldirektor Bishar A. Hussein zu den Teilnehmern des außerordentlichen Kongresses des Weltpostvereins am 26.09.2019 in Genf. Ziel war es, den angekündigten Austritt der USA aus dem Weltpostverein abzuwenden. Das ist geglückt!

Vertreter von Postgesellschaften aus 140 Ländern waren in Genf anwesend; außerdem ein mehrköpfiges Verhandlungsteam der US-Regierung. Die USA wollten es nicht länger hinnehmen, dass asiatische Postgesellschaften zu sehr günstigem Porto Waren in die USA schicken können. Dadurch würde die amerikanische Staatspost nicht kostendeckend arbeiten, und amerikanische Onlineshops seien gegenüber Wish, Alibaba, Gearbest und anderen China-Shops benachteiligt.

Der Weltpostverein hat sich nun darauf geeinigt, dass Postgesellschaften mit einem hohen Anteil importierter ausländischer Briefpost ab dem 1. Juli 2020 das Porto selbst festlegen dürfen. Die USA sind nicht länger an die vorgegebenen, günstigen Tarife gebunden sondern dürfen mehr Geld von ausländischen Postgesellschaften verlangen. US-Kunden müssen mit höherem Porto für China-Bestellungen rechnen.

Bislang gab es weltweit einheitliche Tarife, die sich Postgesellschaften untereinander für internationale Sendungen berechneten. Die amerikanische Post erhält für China-Sendungen das gleiche Porto wie beispielsweise die Deutsche Post. Weil China im System des Weltpostvereins als Entwicklungsland eingestuft ist, fällt das Porto sehr gering aus. Damit ist ab dem 1. Juli 2020 Schluss.

Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, darf die US-Post in Zukunft für Sendungen aus dem Ausland maximal 70 Prozent des Portos für eine vergleichbare Inlandssendung verlangen. Der Satz soll nach und nach auf 80 Prozent steigen.


Andere Länder sollen ebenfalls von der Neuregelung profitieren. Laut Pressemitteilung des Weltpostvereins müssen Länder mindestens 75.000 Tonnen Briefpost pro Jahr importieren, um das dafür verlangte Porto selbst festzulegen. Zum Schutz von Entwicklungsländern gibt es Schwellenwerte, so dass beispielsweise Zwergstaaten nicht über Gebühr belastet werden. Für China gibt es diesen Entwicklungsland-Schutz nicht.

In den öffentlichen Statistiken des Weltpostvereins gibt es leider keine Mengenangaben über die Tonnen internationaler Briefe, die nach Deutschland importiert werden.

Update vom 27.09.2019: Die Zeitung Tagesspiegel hat beim Weltpostverein nachgefragt, welche Länder mehr als 75.000 Tonnen Briefpost importieren. Diese Menge erreicht aktuell nur die USA. Die Neuregelung betrifft also kein anderes Land.

Welt.de erhielt folgende Antwort der Deutschen Post auf die Frage, ob deutsche Kunden mit höherem Porto bei Chinabestellungen rechnen müssen: "Bei einigen Produkten sind keine Preiserhöhungen zu erwarten, bei anderen hängt es davon ab, inwiefern die chinesische Post die Erhöhungen an die Absender weitergibt und ob diese dem Empfänger die Versandkosten in Rechnung stellen."

Unklar ist, ob die amerikanische Post das Briefporto für Sendungen aus Deutschland erhöhen wird. Wahrscheinlich ist damit nicht zu rechnen, weil Deutschland nicht als Entwicklungsland eingestuft ist und deshalb eine höhere Vergütung an die US-Post zahlt als beispielsweise China.

Weltpostverein-Direktor Bishar A. Hussein beendete seine Abschlussrede des Kongresses in Genf mit Dankesworten an die Teilnehmerländer und dem Statement: "Ich bin froh, dass das Thema nun erledigt ist und die Gemeinschaft gestärkt daraus hervorgeht."


Vergütung internationaler Sendungen


In einem Dokument des Weltpostvereins aus 2016 (hier als PDF, siehe Seite 23) ist eine interessante Grafik über die Kostendeckung bei internationaler Briefpost abgebildet. Quelle des Zahlenmaterials ist das Forschungsinstitut Copenhagen Economics.

In Blau dargestellt ist die interne Vergütung, die Postgesellschaften pro Kilogramm importierter Briefpost erhalten ("Terminal Dues"). Der rote Balken gibt die Differenz zum Briefporto für inländische Sendungen an. Die Werte sind in der Verrechnungseinheit SDR angegeben. 1 SDR = aktuell ca. 1,25 Euro. Achtung: Der Balken "DE" für Deutschland ist in der Grafik doppelt verzeichnet. Unklar, welcher von beiden korrekt ist.

Erkennbar ist, dass die Postgesellschaften in den dargestellten Industriestaaten weit weniger Porto für Auslandspost erhalten als für Inlandspost. Ausnahme ist Neuseeland (NZ). Dort muss das Inlandsporto in 2015 sehr preiswert gewesen sein.


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Rückblick: USA drohten mit Austritt aus Weltpostverein

Gebäude des Weltpostvereins in Bern
So berichtete Paketda im Oktober 2018:

Hat der Weltpostverein (UPU) bald nur noch 191 Mitgliedsstaaten statt wie bislang 192? Die Sonderorganisation der Vereinten Nationen wurde am 9. Oktober 1874 in Bern in der Schweiz gegründet, mit dem Ziel, gemeinsame Standards für den internationalen Postverkehr zu schaffen. Die USA gehörten damals zu den Gründungsmitgliedern, genauso wie Deutschland.

Die Mitglieder des Weltpostvereins legen unter anderem die Höhe des Portos fest, das sich die Postgesellschaften für Auslandssendungen gegenseitig berechnen. Postgesellschaften in Entwicklungsländern zahlen weniger Porto für Auslandssendungen als Postgesellschaften in Industrieländern.

Diese Regelungen führen dazu, dass asiatische Onlineshops ihre Waren für weniger Porto nach Europa oder in die USA schicken können, als hierzulande ein nationales Paket kostet. Postgesellschaften wie USPS (Amerika) oder die Deutsche Post erhalten beispielsweise von der chinesischen Post kein kostendeckendes Porto.

Ein amerikanischer Unternehmerverband bezifferte die Mehrkosten für Sendungen aus China, auf denen USPS sitzen bleibt, auf 170 Millionen US-Dollar pro Jahr. Diese Summe steige jährlich um 40 Prozent und sei quasi wie eine Subvention für die chinesische Wirtschaft. In anderen Medien wird eine Summe von 300 Millionen Dollar genannt.

Damit soll in einem Jahr Schluss sein. Die USA schickten dem Weltpostverein am 17. Oktober 2018 ein Schreiben mit der Ankündigung, dass der Austritt zum 17. Oktober 2019 wirksam werden soll. Die US-Staatspost wäre dann nicht mehr an die ausgehandelten Tarife des Weltpostvereins gebunden sondern kann eigene, teurere Tarife für Auslandspost festlegen.

In einer Pressemitteilung bedauerte der stellvertretende Generaldirektor des Weltpostvereins, Pascal Clivaz, die Entscheidung der USA. "Wir respektieren jedoch die Entscheidung, weil wir glauben, dass sie nach sorgfältiger Überlegung und Reflexion getätigt wurde", so Clivaz.

Sowohl die USA als auch der Weltpostverein zeigen Bereitschaft, den bevorstehenden Austritt abzuwenden. "Wenn die Verhandlungen erfolgreich verlaufen, ist unsere Verwaltung vorbereitet, den Austritt zurückzunehmen und im Weltpostverein zu verbleiben", erklärte die Pressesprecherin des Weißen Hauses, Sarah Sanders.

In einer Meldung der Nachrichtenagentur Reuters heißt es, Neuverhandlungen über das Porto wurden von amerikanischen Onlinehändlern wie z.B. Amazon schon lange gefordert. Offenbar will Amazon damit seine Position gegenüber dem chinesischen Marktführer Alibaba stärken.

Quellen: www.voanews.com | de.investing.com | news.un.org


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