DHL-Postschiff bald auch in Hamburg

DHL-Schiff in Berlin
Seit Oktober 2022 werden auf der Berliner Spree täglich bis zu 250 DHL-Pakete vom Südhafen Spandau zum Westhafen transportiert. DHL nutzt dafür ein elektrisch angetriebenes Solarschiff und verlängert die Route von Spandau bis zum Westhafen. Außerdem wird ein zweites Solarschiff eingesetzt zwischen Köpenick und dem Osthafen. Entlang der Wasserstraßen sollen mindestens zehn Packstationen aufgestellt und via Schiff beliefert werden.

Bei Linkedin kündigte DHL-Freight-Manager Holger Schneemann außerdem den Start eines DHL-Schiffs in Hamburg an. Schneemann ist auch Vorstandsmitglied der Logistik-Initiative Hamburg e.V.


Im Februar 2022 sagte Stefan Eckelmann, Chef der Deutsche-Post-Niederlassung in Hamburg, dass eine Wasserstraße vom Industriegebiet Billbrook im Südosten Hamburgs bis in die Hamburger City genutzt werden soll. Dafür muss ein Zugang vom Paketzentrum zum Wasser geschaffen werden. Ebenso wie in Berlin soll in Hamburg ein Schiff mit E-Antrieb zum Einsatz kommen.

Dass DHL die Schiffsprojekte ausweitet, kommt überraschend. Eigentlich hatte der Konzern angekündigt, hart aufs Sparpedal zu drücken und Investitionen in den Klimaschutz zurückzufahren (Paketda berichtete). Im Oktober 2022 sagte Sven Goerke, Leiter der Berliner DHL Niederlassung, dass sich der Transport auf dem Wasser noch nicht rechnet (Quelle: Tagesspiegel).



Machbarkeitsstudie benennt Schwierigkeiten

Das Fraunhofer-Center für Maritime Logistik und Dienstleistungen (FCML) hat eine Machbarkeitsstudie erstellt, um den wirtschaftlichen Betrieb eines Paketschiffs (Water Cargo Barge / WaCaBa) zu untersuchen (Quelle: hamburg.de).

Das Fazit der Studie ist durchwachsen. Die Wissenschaftler bemängeln, dass die Liefergeschwindigkeit auf dem Wasserweg durch "die Schleusenöffnungszeiten und die geringe Reisegeschwindigkeit der WaCaBa" kaum schneller sei als die eines im Stau befindlichen LKW.

DHL-Niederlassungsleiter Eckelmann: "In Venedig oder London gibt es ja schon kleine DHL-Boote, die Lieferungen an zentrale Stellen in der Stadt bringen. (...) Wir müssen aber auch ehrlich sein und uns überlegen, wie so etwas überhaupt wirtschaftlich rentabel umgesetzt werden könnte."

Die Machbarkeitsstudie geht davon aus, dass für den wirtschaftlichen Betrieb der WaCaBa eine Fahrt für ca. 1.000 Euro verkauft werden muss bei 460 Fahrten im Jahr. Die von FCML befragten Paketdienste GLS, DPD, UPS und Hermes äußerten sich zurückhaltend, so dass von lediglich 230 Fahrten im Jahr ausgegangen wird, was nicht wettbewerbsfähig im Vergleich zu LKW wäre.

Ein Manko ist auch die schlechte Volumeneffizienz des Lastschiffs. Großvolumige Pakete nehmen zu viel Platz weg. Aufgrund der niedrigen Brücken im Hamburger Stadtgebiet ist die Ladehöhe auf 2,5 Meter begrenzt. Fazit der Machbarkeitsstudie: "Insgesamt wird durch die Analyse deutlich, dass die WaCaBa insbesondere bei dem in dieser Studie favorisierten Szenario, der Anbindung von Billbrook mit seinen KEP-Dienstleistern und der Hamburger Innenstadt, deutlich weniger LKW ersetzen kann, als wenn sie z.B. mit einem Massengut (z.B. Kaffee, Baumaterialien) fahren würde."

Einen Vorteil könnte das Schiff hingegen in der Innenstadt ausspielen, weil dort Lagerflächen knapp sind. Die WaCaBa könnte eventuell als "schwimmendes Mikrodepot" eingesetzt werden. In den Paketzentren könnten Wechselcontainer vorgepackt werden, die anschließend in der City vom Schiff auf Lastenräder verladen werden.

Weitere Informationen: fraunhofer.de | hamburg-logistik.net | abendblatt.de | dpdhl.com



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Details zum Berliner DHL-Postschiff

Das DHL-Boot ist 10,50 Meter lang, 2,50 Meter breit und fährt bis zu 12 km/h. Scheint gerade keine Sonne, kommt der Antriebsstrom aus Batteriespeichern. Mit Sonne ist die Fahrtdauer unbegrenzt, ohne Sonne kann das Schiff sechs bis acht Stunden fahren.

Die bis zu 250 Pakete werden jeden Morgen vom Paketzentrum Börnicke angeliefert. Der Transport auf dem Wasserweg vom Südhafen bis zum Westhafen dauert laut DHL ca. 1 Stunde und 40 Minuten. Mit dem Auto würde die Strecke laut Google Maps ca. 30 Minuten dauern. In der Rushhour ein paar Minuten länger.

Beladung des DHL-Solarschiffs
Ein Hindernis ist das Verladen der Pakete aufs Schiff, weil an der Kaimauer ein Niveauunterschied von 2 Metern überbrückt werden muss. Die Zeitung BZ schreibt, dass der Be- bzw. Entladevorgang jeweils 25 Minuten Zeit kostet.

Sven Goerke, Niederlassungsleiter bei der Deutschen Post, skizzierte in einem Radiointerview folgende Zukunftsvision:

"Wir können uns vorstellen, an den Wasserweg 50, 60 Packstationen zu stellen. Auf diesen Weg zu versorgen. Dass es letztendlich dann auch effizient wird."

Im Mai 2023 berichtete deutschlandfunknova.de über das DHL-Solarboot in Berlin. Ein DHL-Manager sagte, dass das Projekt auch einen PR-Effekt für DHL habe.

Transportstrecke auf der Spree rot gepunktet




Im April 2022 gab UPS bekannt, im Hafen von New York den Transport von LKW-Trailern auf einer Barge zu testen.


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