Ab sofort werden auf der Berliner Spree täglich bis zu 250 Pakete vom Südhafen Spandau zum Westhafen transportiert. DHL setzt dafür ein elektrisch angetriebenes Solarschiff ein. Es handelt sich um eine Kooperation mit der Reederei Solarwaterworld AG und dem Berliner Hafenlogistiker BEHALA.
Das Postschiff ist 10,50 Meter lang, 2,50 Meter breit und fährt bis zu 12 km/h. Falls gerade keine Sonne scheint, kommt der Antriebsstrom aus Batteriespeichern. Mit Sonne ist die Fahrtdauer unbegrenzt, ohne Sonne kann das Schiff sechs bis acht Stunden fahren.
Die bis zu 250 Pakete werden jeden Morgen vom Paketzentrum Börnicke angeliefert. Der Transport auf dem Wasserweg vom Südhafen bis zum Westhafen dauert laut DHL ca. 1 Stunde und 40 Minuten. Mit dem Auto würde die Strecke laut Google Maps ca. 30 Minuten dauern. In der Rushhour ein paar Minuten länger.
Ein Hindernis ist das Verladen der Pakete aufs Schiff, weil an der Kaimauer ein Niveauunterschied von 2 Metern überbrückt werden muss. Die Zeitung BZ schreibt, dass der Be- bzw. Entladevorgang jeweils 25 Minuten Zeit kostet.
Falls das Pilotprojekt erfolgreich verläuft, möchte DHL eine Erweiterung der Strecke prüfen, zum Beispiel von Spandau über den Westhafen nach Neukölln und Mariendorf. Dafür könnte in einigen Jahren eventuell ein zweites Schiff eingesetzt werden, sagte Sven Goerke, Niederlassungsleiter bei der Deutschen Post, in einem Radiointerview. Goerke skizziert eine weitere Zukunftsvision:
"Wir können uns vorstellen, an den Wasserweg 50, 60 Packstationen zu stellen. Auf diesen Weg zu versorgen. Dass es letztendlich dann auch effizient wird."
Die genauen Erfolgsparameter, nach denen das DHL das Postschiff-Projekt bewerten will, sind unklar. Außer des Umweltaspekts wurden in der DHL-Pressemitteilung keine weiteren Vorteile genannt.
Nachtrag: Gegenüber dem Tagesspiegel sagte Sven Goerke, dass sich der Transport auf dem Wasser noch nicht rechnet. Mit dem Pilotprojekt solle herausgefunden werden, ob eine effiziente Nutzung von Wasserwegen möglich ist.
Transportstrecke auf der Spree rot gepunktet
Hamburg: DHL möchte Pakettransport per Lastschiff testen
So berichtete Paketda im Februar 2022
Deutsche Post DHL wird in Hamburg vielleicht Pakete mit einem Lastschiff transportieren. "Im Moment läuft hierzu ein Antrag bei der EU", sagt Stefan Eckelmann, Chef der Deutschen Post DHL Niederlassung in Hamburg.
Durch den Transport auf dem Wasser lassen sich Staus auf der Straße umgehen. Außerdem können evtl. CO2-Emissionen eingespart werden, weil das Lastschiff batteriebetrieben fahren soll. Die Transportstrecke führt aus einem Industriegebiet, wo viele Paketzentren angesiedelt sind, in die Hamburger City.
Das Fraunhofer-Center für Maritime Logistik und Dienstleistungen (FCML) hat eine Machbarkeitsstudie erstellt, um den wirtschaftlichen Betrieb einer sogenannten "Water Cargo Barge" (WaCaBa) zu untersuchen (vgl. hamburg.de).
Das Fazit der Studie ist durchwachsen. Die Wissenschaftler bemängeln, dass die Liefergeschwindigkeit auf dem Wasserweg durch "die Schleusenöffnungszeiten und die geringe Reisegeschwindigkeit der WaCaBa" kaum schneller sei als die eines im Stau befindlichen LKW.
DHL-Niederlassungsleiter Eckelmann: "In Venedig oder London gibt es ja schon kleine DHL-Boote, die Lieferungen an zentrale Stellen in der Stadt bringen. (...) Wir müssen aber auch ehrlich sein und uns überlegen, wie so etwas überhaupt wirtschaftlich rentabel umgesetzt werden könnte."
Die Machbarkeitsstudie geht davon aus, dass für den wirtschaftlichen Betrieb der WaCaBa eine Fahrt für ca. 1.000 Euro verkauft werden muss bei 460 Fahrten im Jahr. Die von FCML befragten Paketdienste GLS, DPD, UPS und Hermes äußerten sich zurückhaltend, so dass von lediglich 230 Fahrten im Jahr ausgegangen wird, was nicht wettbewerbsfähig im Vergleich zu LKW wäre.
Ein Manko ist auch die schlechte Volumeneffizienz des Lastschiffs. Großvolumige Pakete nehmen zu viel Platz weg. Aufgrund der niedrigen Brücken im Hamburger Stadtgebiet ist die Ladehöhe auf 2,5 Meter begrenzt. Fazit der Machbarkeitsstudie: "Insgesamt wird durch die Analyse deutlich, dass die WaCaBa insbesondere bei dem in dieser Studie favorisierten Szenario, der Anbindung von Billbrook mit seinen KEP-Dienstleistern und der Hamburger Innenstadt, deutlich weniger LKW ersetzen kann, als wenn sie z.B. mit einem Massengut (z.B. Kaffee, Baumaterialien) fahren würde."
Einen Vorteil könnte das Schiff hingegen in der Innenstadt ausspielen, weil dort Lagerflächen knapp sind. Die WaCaBa könnte eventuell als "schwimmendes Mikrodepot" eingesetzt werden. In den Paketzentren könnten Wechselcontainer vorgepackt werden, die anschließend in der City vom Schiff auf Lastenräder verladen werden.
Bis das Schiff zum ersten Mal ablegt, vergehen sicherlich einige Jahre. Es muss zunächst gebaut werden, außerdem müssen Wasserwege instandgesetzt werden und Zugänge von Paketzentren zum Wasser geschaffen werden.
Weitere Informationen: fraunhofer.de | hamburg-logistik.net | abendblatt.de | dpdhl.com
Meldung vom April 2022
UPS erprobt den Transport von LKW-Trailern auf einer Barge im Hafen von New York.
DYK? @UPS participated with @DOTMARAD, Red Hook Terminals, Hughes Marine and @NYCEDC in a pilot program moving 5 trailers roundtrip across the #NewYorkHarbor. From Red Hook in #Brooklyn to Bayonne in #NewJersey, this 4.5-mile journey was a first of its kind for UPS. ? pic.twitter.com/jhI064W9R3
? UPS Public Affairs (@UPSPolicy) April 11, 2022