Höchstgewicht von 20kg pro Paket gefordert


Arbeitsminister Hubertus Heil fordert verbesserte Arbeitsbedingungen für Paketzusteller durch eine Reduzierung des Höchstgewichts auf 20kg pro Karton.

In einem Interview mit der Bild am Sonntag sagte Heil:

"Hier geht es um die Gesundheit von Menschen, die mit ihrer Arbeit unseren Alltag erleichtern und das Land am Laufen halten. Viele der Paketboten werden Bandscheibenvorfälle bekommen. Deshalb will ich durchsetzen, dass Pakete, die mehr als 20 Kilogramm wiegen, nicht mehr von einem allein geschleppt werden müssen."

Hubertus Heil

@hubertus_heil

Der Minister schlägt vor, dass Pakete über 20kg durch Speditionen mit zwei Zustellern zugestellt werden. Das ist aufgrund der hohen Kosten jedoch fraglich, denn Speditionslieferungen kosten ab 30 Euro. Realistischer scheint die Vermutung, dass schwere Pakete in mehrere leichte Pakete aufgeteilt werden, zum Beispiel 2 x 15kg anstelle eines 30kg-Pakets. Für Endkunden bedeutet das steigende Portokosten.

Komplett neu wäre eine Gewichtsbeschränkung auf 20kg nicht: Das 31,5kg-Paket führte DHL erst am 2. Oktober 2006 ein - damals kostete es 13,90 Euro. Vor 2006 betrug das Höchstgewicht bei DHL 20kg.

Von einem reduzierten Höchstgewicht wäre der Reifenversand besonders stark betroffen. "Die meisten Kompletträder wiegen mehr als 20kg. Nur für Kleinwagen wie Fiat wiegen sie etwa 19 kg", sagte ein Branchenkenner gegenüber Paketda. Reifen und Felgen können zwar getrennt verschickt werden, das verursacht beim Empfänger jedoch Mehrkosten aufgrund des Portos und zusätzlichen Montageaufwands.

Im September 2023 sagte DHL gegenüber der Westfalenpost, dass "der Anteil der Sendungen über 20 Kilogramm derzeit 1,7 Prozent" beträgt.



Keine Mehrheit im Bundesrat

Bei einer Abstimmung am 12. Mai 2023 im Deutschen Bundesrat fand sich keine Mehrheit für eine Begrenzung auf 20kg pro Paket und auch nicht für eine Kennzeichnungspflicht schwerer Pakete.

Das Thema ist trotzdem nicht vom Tisch. Die Bundesregierung könnte noch ein entsprechendes Gesetz auf den Weg bringen.




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Kennzeichnungspflicht ab 10kg gefordert

Arbeitsminister Heil fordert außerdem, dass Pakete ab einem Gewicht von 10kg besonders gekennzeichnet werden sollten. Zusteller, Be- und Entlader sowie Filialmitarbeiter würden dann auf den ersten Blick erkennen, wenn sie es mit einem schweren Paket zu tun haben.

Früher gab es eine bereits eine vergleichbare Regelung bei DHL, die besagte, dass schwere Pakete mit rotem Klebeband umwickelt sein müssen. In der Praxis hat sich jedoch kaum jemand daran gehalten.

Würde das Höchstgewicht tatsächlich auf 20kg begrenzt werden, wären alle Paketdienste in Deutschland betroffen. Also nicht nur DHL, sondern auch Hermes, DPD, GLS und UPS. GLS hat derzeit ein Höchstgewicht von 40kg pro Paket.

Das neue Postgesetz wird zurzeit vom Wirtschaftsministerium ausgearbeitet. Im kürzlich veröffentlichten Eckpunktepapier war keine Rede davon, das Höchstgewicht zu begrenzen. Deshalb bleibt abzuwarten, wie das Wirtschaftsministerium reagiert und ob es die Forderung des Arbeitsministers aufgreifen wird. Denkbar wäre auch eine Kompromiss auf 25kg pro Paket wie von SPD-Politiker Sebastian Roloff gefordert (siehe unten).



Pakete künftig höchstens 25 kg statt 31,5 kg

So berichtete Paketda im Dezember 2022

Die Grenze von 31,5 kg pro Paket sei aus Arbeitsschutzgründen zu hoch, sagte SPD-Postexperte Sebastian Roloff zu Spiegel.de.

Die 31,5kg-Grenze könnte abgesenkt werden, sobald das überarbeitete Postgesetz in Kraft tritt. Das Bundeswirtschaftsministerium arbeitet das Gesetz zurzeit aus.

Die Gewerkschaft Verdi fordert sogar eine Absenkung auf 20kg. Pakete die schwerer sind, sollen von zwei Zustellern gemeinsam ausgeliefert werden. Für Kunden würde das eine starke Portoerhöhung bedeuten, weil eine Auslieferung durch 2 Personen auf der letzten Meile ungefähr doppelt so hohe Kosten verursacht.




Gewerkschaft: Kennzeichnung schwerer DHL-Pakete klappt nicht

So berichtete Paketda im September 2021

Ausschnitt aus DPVKOM-Magazin
Die Postgewerkschaft DPVKOM hat Aktionstage an Zustellstützpunkten und Zustellbasen von Deutsche Post DHL durchgeführt. Bei dieser Gelegenheit bemängelten viele Zusteller eine fehlende Kennzeichnung schwerer Pakete. Im aktuellen DPVKOM-Magazin (www.dpvkom.de) heißt es, dass schwere Pakete "zu einer hohen körperlichen aber auch psychischen Belastung durch den Zeitdruck beim Nachladen" führen.

Eigentlich müssen DHL-Versender Pakete mit einem Gewicht ab 20kg mit dem Aufdruck "Achtung schweres Paket" kennzeichnen oder mit einem roten Aufkleber "bis 31,5 kg". Das ist in Punkt 3.1 der DHL-Versandbedingungen (PDF) vorgeschrieben.

DHL Vermerk: Achtung schweres Paket
Laut DPVKOM unterbleibt diese Kennzeichnung in vielen Fällen. Auch Postfilialen und Paketshops seien für das Thema nicht sensibilisiert und würden Absender nicht auf die fehlende Kennzeichnung hinweisen.

Die Gewerkschaft will das Problem bei der Deutschen Post DHL ansprechen und erreichen, dass alle Zustellstützpunkte und Zustellbasen mit Waagen ausgestattet werden. Nur dann sei es möglich, im ersten Schritt überhaupt die Anzahl schwerer Pakete korrekt zu ermitteln.

Eine einfachere Möglichkeit wäre vielleicht, die Messdaten der überregionalen DHL-Paketzentren auszuwerten. Dort durchläuft jedes Paket bei der Eingangserfassung ja sowieso eine Größenkontrolle inkl. Wiegung. Den Anteil der Pakete über 20kg zu ermitteln, dürfte einfach sein.



Rotes Klebeband für schwere Pakete entfällt

Am 1. März 2018 wurde eine Regelung aus den DHL-Versandbedingungen gestrichen. Pakete über 20kg mussten bis dato mit einem umlaufenden roten Klebeband gekennzeichnet werden. Und zwar als Warnsignal für DHL-Mitarbeiter, damit sie sich nicht an unerwartet schweren Paketen verheben.

Die neue Regelung seit März 2018 sieht statt des roten Klebebands einen Warnaufkleber auf der Paketoberseite vor. Der Aufkleber muss entweder mit "Achtung! Schweres Paket" beschriftet sein oder mit "bis 31,5 kg" in roter Farbe.


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