Frank Appel: Verdi-Forderung würde Post und Paket Deutschland nachhaltig beschädigen


Auf der Bilanzpressekonferenz der Deutschen Post AG äußerten sich die Vorstandsmitglieder zu den Tarifverhandlungen mit Verdi. Frank Appel sprach von einer "schwierigen Situation" und dass Verdi in anderen Branchen bereits Tarifverträge unterzeichnet habe, die schlechtere Konditionen bieten als das Angebot der Deutschen Post.

Appel zur 15-prozentigen Lohnforderung der Gewerkschaft: "Wir können können keine Dinge tun, die diese Division [Post und Paket Deutschland] nachhaltig beschädigen. Das ginge auch zu Lasten der Mitarbeiter."


Ein Journalist des WDR fragte den Postchef, wie die angedrohte Fremdvergabe zu verstehen sei. "Wir drohen niemandem, wir stellen nur die Situation dar", entgegnete Appel. Er wolle sich später nicht vorwerfen lassen, eine drohende Schieflage nicht erkannt und darauf hingewiesen zu haben.


Laut Nikola Hagleitner, verantwortlich für Post und Paket Deutschland, sei man auf Streiks "sehr gut vorbereitet". Es werden jedoch keine Leiharbeiter eingestellt, wie beim letzten großen Poststreik 2015. Deutsche Post DHL wird stattdessen Beamte und Verwaltungskräfte einsetzen, um die Zustellung zu gewährleisten. Außerdem sei die Mehrheit der Mitarbeiter in Deutschland nicht gewerkschaftlich organisiert, ergänzte Personalvorstand Thomas Ogilvie.

Ob das wirklich ausreicht, um die Auswirkungen eines deutschlandweiten Poststreiks abzufedern? Vielleicht hat die Post noch andere Maßnahmen in der Hinterhand. Frank Appel geheimnisvoll: "Wir wollen nicht verraten, was wir vorhaben."


Finanzvorstand Melanie Kreis konnte die finanziellen Auswirkungen des Streiks nicht beziffern und verwies auf Gesamtkosten in Höhe von 100 Millionen Euro beim letzten Poststreik 2015. Zu bedenken sei auch, dass sich Wettbewerber zurzeit darum bemühen, der Deutschen Post DHL Kunden wegzunehmen. Dies könne langfristige [negative] Auswirkungen haben.

Kreis nannte die Daumenregel, dass 1 Prozentpunkt mehr Lohn ungefähr 70 Millionen Euro Personalkosten entspreche. 15 Prozent Verdi-Forderung wären demnach gut 1 Milliarde Euro Mehrkosten. Allerdings hat die Post im letzten Jahr nur 1,27 Mrd. Euro bei Post & Paket Deutschland erwirtschaftet.

Ob die Deutsche Post das Angebot an Verdi nachbessern wird, ließ Frank Appel offen. "Wir führen hier keine Verhandlungen", sagte Appel auf der Pressekonferenz. Das Angebot der Deutschen Post AG an Verdi sei das beste Angebot, das ein deutsches Unternehmen in den letzten 6 Monaten vorgelegt habe.


Laut Personalvorstand Thomas Ogilvie sind die Personalkosten mit weltweit 26 Milliarden Euro der quantitativ größte Ausgabenblock in der Bilanz. Im Jahr 2022 habe der Konzern erstmals die Marke von 600.000 Beschäftigten geknackt. Dieses Wachstum komme aus den internationalen DHL-Divisionen und nicht vom deutschen Markt.

Frank Appel geht davon aus, dass Verdi die Dividendenerhöhung der Deutschen Post (von 1,80 auf 1,85 Euro pro Aktie) medial ausschlachten wird. Appel wörtlich: "Morgen lesen wir wieder in der Zeitung, dass wir die Dividende erhöhen. Aber sie kommt vollständig aus dem internationalen Geschäft. Es gibt keinen Eurocent, null, der aus dem Deutschlandgeschäft bezahlt wird. Da bleibt nix mehr über. Das haben wir den Sozialpartnern [Verdi] gesagt."

Abschließend versuchte Appel, die Aufregung um das Streikthema zu dämpfen und weitere Nachfragen von Journalisten zu vermeiden: "Wir können es damit bewenden lassen. Es [Tarifverhandlungen / Streiks] ist nicht das zentrale Thema für die Deutsche-Post-Gruppe. Wir sind Arbeitgeber erster Wahl. Wir haben bewiesen, dass man als guter Arbeitgeber auch finanziell sehr erfolgreich sein kann."


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