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Belgische Regierung verhindert Zeitungszustellung durch privaten Dienstleister


In Belgien hatte überraschend der private Zustelldienst PPP die Ausschreibung für die landesweite Zustellung von Zeitungen und Zeitschriften ab 2024 gewonnen. Weil der staatlichen Bpost dadurch ein Großauftrag verloren gegangen wäre und tausende Arbeitsplätze bedroht waren, griff nun die belgische Regierung ein: Die Ausschreibung der Zustell-Konzession wurde einfach abgebrochen. PPP erhält den Auftrag nicht.

PPP-Eigentümer Michel d'Alessandro ist entsprechend wütend:

"Das ist ein Schlag für jeden Unternehmer in diesem Land, eine Verhöhnung der Idee eines fairen Wettbewerbs und weit entfernt von der soliden demokratischen Regierungsführung, die Steuerzahler zu Recht von der Regierung erwarten dürfen."

PPP hat bereits angekündigt, Bpost das Leben schwer zu machen. Die belgische Regierung bezuschusst ab Juli 2024 die Pressezustellung nämlich nur noch in ländlichen Gebieten und nicht mehr landesweit.

Darin sieht PPP eine Chance, um Bpost mit Billigpreisen in städtischen Gebieten Kunden abzuluchsen. Michel d'Alessandro kritisiert insbesondere die Verlage, die im Rahmen der Ausschreibung die Zustellqualität von PPP schlechtgeredet hätten. Dadurch seien sie an der jetzigen Situation mitschuldig und hätten sich ins eigene Bein geschossen.

Aufgrund gekürzter Subventionen kostet die Zeitungszustellung durch Bpost in Städten künftig mehr Geld. PPP will den Verlagen "einen deutlich attraktiveren Preis anbieten" und für Marktanteilsverluste sowie Entlassungen bei Bpost sorgen.



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Belgische Politiker in Aufruhr: Privater Zustelldienst sticht Bpost aus

So berichtete Paketda am 03.12.2023

Die Tageszeitung De Tijd enthüllte vor einigen Tagen, dass die belgische Post (Bpost) das Monopol beim Pressevertrieb verlieren wird. Völlig überraschend hat der private Zustelldienst PPP (dppp.eu) ein günstigeres Angebot abgegeben und Bpost ausgestochen.

Laut Medienbericht verlangt Bpost zurzeit knapp 25 Cent pro ausgelieferter Zeitung. Das neue Angebot von Bpost, für die Zustellkonzession ab 2024, soll 32 Cent betragen. PPP hat ein Angebot über 18 Cent abgegeben.

"Weder Bpost noch die Verlage noch die Regierung hatten damit gerechnet, dass Bpost den Auftrag verlieren würde", schreibt De Tijd. Die Rede ist von einem "sozialen Blutbad", weil 4.500 Zustellerjobs in Gefahr seien. Der Pressevertrieb soll Bpost Einnahmen in Höhe von 125 Millionen Euro gebracht haben.

Einige Politiker versuchen jetzt, die Auftragsvergabe an PPP in letzter Minute zu verhindern, indem sie nach Verfahrensfehlern suchen oder die Zustellqualität von PPP anzweifeln.

Die Pressezustellung wird in Belgien subventioniert, damit Menschen auf dem Land genauso günstig Zeitungen lesen können wie in Städten. Einige Politiker stören sich daran, dass die Subventionen künftig an PPP fließen und nicht mehr an die mehrheitlich staatliche Bpost.

In einer bei LinkedIn veröffentlichten Pressemitteilung tritt PPP den Kritikern entgegen. Die Quote problemloser Zustellungen liege bei 97%. Durch Kooperationen mit zwei anderen Unternehmen verfüge PPP über die notwendigen Lager- und Transportkapazitäten und sei "absolut bereit", den Pressevertrieb in ganz Belgien zu übernehmen. Es geht um 900.000 Abonnements.

PPP biete "fast den gleichen Qualitätsstandard, aber zum halben Preis." Außerdem möchte PPP ca. 1.000 der bisherigen Bpost-Zusteller übernehmen. PPP hofft, dass die "Regierung zur Besinnung kommt" und das Ausschreibungsergebnis akzeptiert.

Unterdessen hat der belgische Abgeordnete Michael Freilich bei Twitter eine Untersuchungskommission gefordert. Er vermutet, dass Bpost in den letzten Jahren "viele Hundert Millionen Euro zu viel" für den Zeitungsvertrieb kassiert hat - womöglich durch Insider-Absprachen.

Bpost hat sich zur ganzen Sache bislang kaum geäußert. CEO Chris Peeters erklärte, dass der Auftrag für sein Unternehmen sehr wichtig sei und die anhaltende Unsicherheit bei der Vergabe-Entscheidung gerade jetzt vor Weihnachten schwer auf den Mitarbeitern laste.


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