Drei ehemalige DHL-Manager, die Anfang der 2000er Jahre die Packstation in Deutschland eingeführt haben, haben ein neues Unternehmen gegründet. Sie wollen eine autonom fahrende Packstation auf den Markt bringen. Der Kunde muss also nicht mehr selbst zur Packstation gehen, sondern die Packstation fährt zum Kunden.
Der Rheinischen Post sagten die Gründer, dass sie 2023 einen Prototypen bauen möchten, der ab 2024 getestet werden soll. Um die Packstation von einem Standort zum nächsten zu bewegen, ist in den Anfangsjahren ein menschlicher Bediener notwendig. Autonomes Fahren ist ungefähr ab dem Jahr 2027 geplant.
Futuristisch: Die Pakete sollen nicht von Menschen, sondern von Robotern in die Fächer der Abholstation eingelegt werden. Außerdem sollen die Pakete in der Station vollautomatisch ausgepackt werden, damit Kunden die Waren unverpackt mit nach Hause nehmen können. Die Mehrweg-Verpackungen werden an den Versender zurückgeführt.
Laut exzellenz-start-up-center.nrw hat das Gründerteam bereits 16 Patente angemeldet. Das Unternehmen heißt Innovative Robot Delivery GmbH (Website) und hat seinen Sitz in Bonn.
Konkurrierende Unternehmen in den USA, China und Estland arbeiten schon länger an selbstfahrenden Abholstationen. Die jüngste Erfindung stammt aus der Schweiz. Dort präsentierte das Startup LOXO im Dezember 2022 ein autonomes Lieferfahrzeug. Es verfügt seitlich über mehrere Fächer, in denen Waren für Kunden verstaut werden können. Loxo Alpha ist auf einer 500 Meter langen Strecke bereits im Probebetrieb.
Udelv entwickelt fahrbare Packstation in den USA
Schon seit Jahren tüftelt das US-Unternehmen Udelv an einem autonomen Lieferwagen. Im Januar 2022 wurde das Fahrzeug namens uPod erstmals als Prototyp vorgestellt. Einige Fakten:
- Zuladung: bis 900 kg
- 45 Min. Batterieladung = 220 Meilen Reichweite (350 km)
- Höchstgeschwindigkeit: 70 mph (112 km/h)
Auf dem Foto ist zu sehen, dass der Laderaum in maximal 32 Einzelfächer teilbar ist (rechte und linke Fahrzeugseite). Insgesamt können also 64 Pakete transportiert werden. Der uPod fährt selbstständig zu den Empfängeradressen, und Kunden können das entsprechende Paketfach per App öffnen.
Udelv hat eigenen Angaben zufolge schon mehr als 1000 Reservierungen für das Fahrzeug erhalten, u.a. von der Spedition Planzer (Schweiz) und der Ziegler Group (Brüssel). Youtube-Video.
Eigentlich sollten die ersten Fahrzeuge von Udelv 2023 ausgeliefert werden. Unklar, ob dieser Zeitplan eingehalten wird. Auf der Website und den Social-Media-Kanälen des Unternehmens ist es nämlich ruhig geworden. Bis Mai 2023 wurde dort keine einzige Neuigkeit veröffentlicht.
Hermes-Manager bewertet System positiv
In einem Podcast auf hermesworld.com hat sich Dennis Kollmann, Chief Sales Officer bei Hermes Germany, für autonom fahrende Lockerboxen ausgesprochen.
Seine Zukunftsvision ist, dass Kunden die Anfahrt der Lockerbox zu einem Wunsch-Zeitfenster buchen können. "Es macht einen Ping auf meinem Handy, ich kann nach draußen gehen und nehme mir die Sendung da raus", so Kollmann. Ergänzend werde es auch stationäre Locker geben.
Schweizer Paketdienst Planzer bestellt selbstfahrende Lieferwagen
So berichtete Paketda im November 2021
Der erst 2018 gegründete schweizerische Paketdienst Planzer (www.planzer-paket.ch) hat beim US-Unternehmen Udelv fünf autonome Lieferwagen bestellt. Die Auslieferung ist für 2023 geplant, berichtet die NZZ.
Udelv arbeitet schon seit 2017 an der Vision eines völlig fahrerlosen Lieferwagens. Das Konzept ähnelt einer rollenden Packstation, die zu einer bestimmten Uhrzeit an einem zentralen Punkt im Stadtviertel hält. Die Kunden gehen dorthin und holen ihre Waren aus Fächern ab.
Laut Planzer sollen die Fahrzeuge im Großraum Zürich eingesetzt werden. Dafür werden in Abstimmung mit den Behörden "klar
definierten Shuttle-Korridore" festgelegt (Quelle: planzer-paket.ch).
Doch niemand weiß, ob die Fahrzeuge wirklich funktionieren und bis 2023 marktreif sind. Das oben abgebildete Modell gibt es bislang nur als Computermodell. Die aktuell erprobten Prototypen von Udelv basieren auf klassischen Lieferwagen und haben viel Technik an Bord (siehe unten).
Mobile Paketstationen in China
So berichtete Paketda im Juni 2021
Der E-Commerce- und Logistik-Anbieter JD.com aus China hat fahrbare Paketstationen entwickelt, die eigenen Angaben zufolge das autonome Fahren auf Level 4 beherrschen. Das ist die zweithöchste Stufe und bedeutet, dass der normale Fahrbetrieb nicht menschlich überwacht werden muss. Manuelle Eingriffe sind nur in Ausnahmesituationen notwendig.
JD liegt damit in der technischen Entwicklung vorn. Die fahrbaren Paketstationen von Cleveron (Estland) benötigen ständige Überwachung, und US-Hersteller Udelv plant zwar Level-4-Lieferwagen, hat sie aber noch nicht auf dem Markt.
Die Reichweite der JD-Lieferroboter soll 60 km betragen, die Höchstgeschwindigkeit 30 km/h und die maximale Zuladung 150 kg. Seit 2020 setzt JD die Fahrzeuge gezielt in Städten ein, die stark von Corona betroffen sind. Eigenen Angaben zufolge wurden seitdem mehr als 13.000 Sendungen ausgeliefert.
Quellen: jdcorporateblog.com, 1 | 2 | 3
Selbstfahrende Lieferwagen: Noch immer Prototypen, aber stetig besser
So berichtete Paketda im April 2021
2018 begannen Hersteller in Europa und Amerika mit der Entwicklung autonom fahrender Paketfahrzeuge. Der erste Bericht zu diesem Thema erschien bei Paketda im Mai 2018 über das Startup-Unternehmen Udelv aus Kalifornien. Vision: Der Lieferwagen fährt zur Anschrift des Kunden, signalisiert über eine App seine Ankunft und öffnet dann eine Ladeklappe zum Entnehmen der Ware.
Im Vergleich zum 2018er Prototypen ist das aktuelle Udelv-Fahrzeug kleiner und bietet weniger Laderaum. In einem Youtube-Video ist die Funktionsweise zu sehen. 2018 hatte Udelv das Ziel ausgegeben, bis 2021 1.500 Fahrzeuge zu verkaufen. Das ist fast gelungen. Das US-Fuhrparkunternehmen Donlen hat 1.000 Stück vorbestellt.
Bis 2028 soll der Udelv-Lieferwagen 35.000 mal hergestellt werden und ungefähr so aussehen wie das abgebildete 3D-Modell.
Clevon: Hersteller aus Estland
Im Gegensatz zu Udelv hat sich der estnische Hersteller Clevon (früher: Cleveron) von Anfang an auf autonome Lieferwagen mit geringem Ladevolumen fokussiert. 2018 wurde der Prototyp präsentiert, der sogar über einen Greifarm verfügte, um Pakete beim Empfänger in einem Paketkasten abzulegen.
Das aktuelle Modell basiert auf diesem Prototypen, sieht optisch aber völlig anders aus. Der semi-autonom und elektrisch fahrende Lieferwagen kann bis zu 200kg zuladen, 50 km/h fahren und Kunden in einem Radius von 15 bis 30 Minuten Fahrzeit beliefern. Youtube-Video hier.
Das Prinzip funktioniert wie beim Udelv-Fahrzeug: Kunden können mit einer App einen von 4 Laderäumen öffnen, um ihre Bestellung zu entnehmen. Anschließend fährt der Wagen weiter zum nächsten Kunden. Semi-autonom bedeutet, dass ein Mensch in einem Kontrollzentrum die Fahrt überwacht und bei Bedarf helfend eingreift. Clevon hat das Fahrzeug eigenen Angaben zufolge 6 Monate unter Realbedingungen im estnischen Straßenverkehr erprobt.
Die Serienproduktion soll 2023 beginnen. Mehr Infos unter cleveron.com.